Ein Trio will schöner werden

Schweich/Föhren/Riol · Die Stadt Schweich und die Orte Föhren und Riol wollen ihre Dorfkerne sanieren und beantragen gemeinsam die Aufnahme ins Förderprogramm Ländliche Zentren (siehe Extra). Schweich und Föhren hatten schon einmal einen Versuch gestartet, nun soll es im Dreierbund mit Riol klappen.

Schweich/Föhren/Riol. Das Ausbluten der Ortskerne verhindern, die Wohn- und Lebensbedingungen der Menschen verbessern, das soziale Miteinander fördern - diese städtebaulichen Ziele hat sich die Landesregierung auf ihre Fahnen geschrieben. Kommunen, die sich damit identifizieren und Planungskonzepte zur Umsetzung ihrer Ideen vorlegen, können unter bestimmten Voraussetzungen Fördermittel erhalten. Das erst seit zwei Jahren bestehende Programm für Dorferneuerungsprojekte heißt Ländliche Zentren.
Hängepartie um Kloster


Die Stadt Schweich und ihr Nachbar Föhren hatten sich bereits im Frühjahr 2014 um eine Förderung beworben (der TV berichtete), aber der Antrag verpuffte. Grund war die Hängepartie um die teilweise denkmalgeschützte Klosterimmobilie in Föhren (der TV berichtete mehrfach). Die Gemeinde möchte das Areal um das bereits lange leerstehende Kloster als Dorfzentrum entwickeln. Die Landesdenkmalbehörde hat aber noch keine Zustimmung zum Abriss gegeben. Und das, obwohl sich bisher kein Investor an die Sanierung der maroden Gebäudesubstanz herangetraut hat. Nun soll in einem "letzten Versuch" (Ortsbürgermeisterin Rosi Radant) erneut nach potenziellen Investoren Ausschau gehalten werden. In Aussicht gestelltes Fördergeld für den Umbau könnte ein Engagement beflügeln, doch der Knackpunkt ist: Kann eine geeignete Verwendung für die vorgegebene Klosterarchitektur gefunden werden? Wenigstens ist die Ortsbürgermeisterin eine Sorge los: Die maroden Mauern wurden aus Sicherheitsgründen eingezäunt. Unbefugten wird damit der Zutritt erschwert.
Vor wenigen Tagen hat der Gemeinderat Föhren beschlossen, sich wieder fürs Programm "Ländliche Zentren" zu bewerben. Diesmal ist nicht nur Schweich als Partner im Boot, sondern auch die Moselgemeinde Riol. Schweichs Stadtbürgermeister Otmar Rößler und die Rioler Ortsbürgermeisterin Christel Egner-Duppich waren eigens zur Föhrener Gemeinderatssitzung gekommen. Man will Geschlossenheit demonstrieren. Auch der Rioler Rat hat dem Vorhaben zugestimmt, der Stadtrat Schweich wird am Donnerstag, 29. Januar (19 Uhr, Altes Weinhaus), darüber abstimmen.
Bis zum 23. Februar soll der Antrag nach Mainz geschickt werden. Planer Hubert Deubert (Pfalz) arbeitet die Förderanträge aus. Es gebe "positive Signale", dass das heimische Trio angenommen werde, sagt Schweichs Stadtoberhaupt Rößler. Und die Förderung ist nicht von schlechten Eltern. So hat Burgbrohl (Landkreis Ahrweiler) 400 000 Euro für die Sanierung seines Ortskerns erhalten.
Riol will in den nächsten acht Jahren mehrere Dorferneuerungsprojekte angehen, beispielsweise den Umbau des Bürgerhauses zu einem Familienzentrum, die Neugestaltung des Dorfplatzes und die Nutzung der Fläche, die ursprünglich für ein Seehotel vorgesehen war (der TV berichtete). Das Hotel sei noch nicht vom Tisch, sagt Ortsbürgermeisterin Egner-Duppich, aber es habe sich bisher noch kein Betreiber gefunden.

Meinung

Das Geld wäre gut angelegt
Aller guten Dinge sind drei, lautet eine Redensart. Hoffentlich ist das ein gutes Omen für den zweiten Anlauf, den Schweich und Föhren jetzt zusammen mit Riol unternehmen, um ins Städtebauprogramm aufgenommen zu werden. In allen drei Orten wären die Zuschüsse von Bund und Land gut angelegt. Die Stadt Schweich wächst stark, aber eben in der Peripherie. Hohe Summen werden für die Erschließung neuer Baugebiete und Schulen oder für das neue Bürgerzentrum aufgewendet. Nun wird endlich die Altstadt bedacht. Dafür ist das Ländliche-Zentren-Programm maßgeschneidert. Auch private Initiativen werden unterstützt. Ähnlich verhält es sich mit Riol. Hier lag der Fokus zuletzt auf dem Seeprojekt und Neubaugebieten. Die Aufwertung des Ortszentrums ist überfällig. In Föhren muss sich erst ein Dorfzentrum entwickeln, das diesen Namen verdient. Dafür ist das Klosterareal ideal. Durch die Weigerung der Denkmalbehörde, die maroden Klostermauern abzureißen, ist wertvolle Zeit verloren gegangen. Dass jetzt ausgerechnet eine erneute Investorensuche die alte Bausubstanz retten könnte, ist unwahrscheinlich. Der Versuch schlug schon einmal fehl. Offenbar wollen sich die Mainzer Denkmalschützer nicht sagen lassen, sie hätten nicht alles unternommen, wenn dann doch das Unvermeidliche eintritt: der Abriss. a.follmann@volksfreund.deExtra

Das Förderprogramm Ländliche Zentren hat das Ziel, dem demografischen Wandel und dem Ausbluten der Dorfkerne entgegenzuwirken. Der Kooperationsverbund, der sich um eine Förderung bewirbt, muss aus zwei oder drei Gemeinden bestehen, wobei eine Gemeinde ein Grundzentrum mit städtischem Gepräge sein muss (Schweich). Weitere Bedingungen: Jede teilnehmende Gemeinde muss mindestens 1000 Einwohner haben und über überörtliche Versorgungsfunktionen verfügen, was bei Föhren und Riol der Fall ist. Die Regelfördersätze liegen in der Regel bei zwei Drittel der zuwendungsfähigen Kosten. alf

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