1300 Jahre Bitburger Geschichte: Vom Pferdehandel bis zur Autostadt

Bitburg · Zum 1300. Geburtstag der Stadt Bitburg wirft der Volksfreund einen Blick auf die Geschichte der Stadt und beleuchtet dabei jede Woche einen Aspekt, der die Entwicklung Bitburgs geprägt und die dort lebenden Menschen beschäftigt hat. Im heutigen Teil geht es um Bitburg als Marktplatz. Ein Marktplatz, an dem nicht nur mit Waren und Tieren gehandelt wurde, sondern auch mit Menschen.

Bitburg. Schillings Klaus streckt ihm seine Hand entgegen, Jäschkes Fritz schlägt ein, und der Deal ist perfekt. Mit diesem Handschlag unter Männern wechselt das Pferd, das am Brunnen steht und trinkt, seinen Besitzer.1300 Jahre Bitburg


Diese Szene, die das Geschäft zwischen zwei Bitburger Originalen zeigt, hat keiner fotografiert oder mit dem Handy gefilmt. Festgehalten für die Nachwelt wurde sie dennoch. Und zwar vom Bitburger Bildhauer und Steinmetz Roger Delleré, der die Bronzeskulptur erschaffen hat, die den Handel der beiden Männer zum Thema macht und seit 1992 auf dem Pferdemarkt in Bitburg steht.

Im Leben von Schillings Klaus und Jäschkes Fritz spielen Pferde eine große Rolle. So auch in dem ihrer keltischen Vorfahren. Denn die Treverer, die vor 2000 Jahren im Bitburger Land lebten, waren bis nach Rom für ihre Pferdezucht bekannt. So dienten sie unter Julius Caesar zeitweise in der Reiterei der römischen Truppen und schmückten sogar ihre Münzen mit dem Bild eines Pferdes.
Heute käme kaum noch einer auf die Idee, ausgerechnet nach Bitburg zu fahren, um sich dort ein Pferd zu kaufen. Es sei denn, das Pferd stünde nicht im Stall, sondern mit mindestens 100 weiteren unter der Motorhaube eines Neu- oder Gebrauchtwagens.

Aus dem Umschlagplatz für Pferde ist eine Autostadt geworden. Und eine Bierstadt. Wobei die zunehmende Bedeutungslosigkeit der Pferde nichts mit dem Bier zu tun hat. Im Gegenteil: Das Bier, das der Kyllburger Brauer Johann Peter Wallenborn ab 1817 in dem damals 1300 Einwohner zählenden Bitburg gebraut hat, wurde über viele Jahrzehnte mit Pferdefuhrwerken zum Kunden transportiert.Markt für Gesinde


Doch es war nicht nur der Handel mit Pferden, der per Handschlag besiegelt wurde, sondern auch der mit Arbeitskräften. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Bitburg jedes Jahr im Dezember einen Gesindemarkt, bei dem Mägde und Knechte ihre Dienste für das darauf folgende Jahr anboten. Denn auch wenn im Bitburg des 19. und frühen 20. Jahrhunderts einige wohlhabende Geschäftsleute lebten, so war der Großteil der Bevölkerung im Bitburger Land sehr arm. Ein Taler Tageslohn sowie Kleidung und Essen war zwar nicht viel, aber besser als nichts.

Während der Gesindemarkt jedes Jahr zum Nikolaustag am unteren Ende der heutigen Fußgängerzone veranstaltet wurde, hatten die meisten anderen Märkte in Bitburg keine wirklich ausgeprägte Tradition. So gab es wahrscheinlich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts laut der Bitburger Chronik nur einen Markttag im Jahr, bei dem Vieh und handwerkliche Erzeugnisse angeboten wurden. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Zahl der Markttage erhöht. Zudem wurden Wochenmärkte ins Leben gerufen, die aber nach einigen Jahren wieder verschwanden. Laut Chronik hat sich die Zahl der Märkte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber wieder erhöht, sodass 1931 bereits 24 Märkte sowie fünf Viehauktionen zustande kamen.

Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde dem bunten Markttreiben vorerst ein Ende gesetzt. Auch nach dem Krieg sind einige Versuche, neue Märkte zu etablieren, gescheitert. Geändert hat sich das seit den 60er Jahren - zunächst durch den Bau der (alten) Auktionshalle, in der fortan alle Viehmärkte und Auktionen veranstaltet wurden. Ende der 80er Jahre kam noch der Krammarkt hinzu, der seitdem einmal pro Monat auf dem Bedaplatz stattfindet.

Der bislang größte und erfolgreichste Markt in der 1300-jährigen Geschichte Bitburgs ist jedoch der Beda-Markt, der vor gut 35 Jahren zum ersten Mal veranstaltet wurde und mittlerweile jedes Jahr mehrere 10000 Besucher aus der Region nach Bitburg lockt. Auch dort gibt es unzählige Handschläge. Allerdings nicht, um ein Geschäft abzuwickeln, sondern vor allem, um Menschen zu begrüßen, die man selten sieht.

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