Wie soll die Stadt Wittlich an Burg Ottenstein erinnern? Historiker Patrick Bourassin will Eckturm teilweise wieder aufbauen

Wittlich · Ein bedeutender Teil der Wittlicher Geschichte ist unter der Erde vergraben. Mitten in der Stadt stand einst die Burg Ottenstein, später an gleicher Stelle das Schloss Philippsfreude. Zurzeit ist dort eine große Baustelle, der Platz wird komplett umgestaltet. Der Wittlicher Historiker Patrick Bourassin wünscht sich, dass dort ein kleiner Turm errichtet wird, der an die Burg erinnert.

Patrick Bourassin hatte einen Traum. Einen Traum, so verwegen, dass er nicht zu realisieren war. Inzwischen hat der 69-jährige Franzose, der 40 Jahre am Peter-Wust-Gymnasium Geschichte, Geografie und Französisch unterrichtete, erneut einen Traum - den man diesmal aber verwirklichen kann, wie er meint. Konkret: Er möchte einen Teil des einstigen etwa elf Meter hohen runden Südost-Turms der im 15. Jahrhundert erbauten Burg Ottenstein mit Sandsteinen wieder aufbauen - Durchmesser zehn Meter, Höhe drei Meter.Vergrabene Krone


Bourassin: "Geschichte muss nicht nur sichtbar, sondern auch erfühlbar gemacht werden. Dieser Turm wäre ein kleiner Zacken aus der Wittlicher Krone, die unter der Erde liegt." Bourassin schätzt die Kosten für dieses Projekt auf rund 50 000 Euro. Das Geld könnten Sponsoren - Bourassin denkt vor allem an die in Wittlich ansässigen Banken - aufbringen.
Der Standort des einstigen Ostturms von Burg Ottenstein befindet sich unmittelbar neben dem von Bildhauer Sebastian Langner vor fünf Jahren geschaffenen Denkmals. Es ist ein aus sechs Stelen zusammengefügter 2,60 Meter hoher Sandsteinquader. In jede Stele ist auf der Vorderseite ein Relief geschlagen. Zu sehen sind unter anderem Motive, die an Burg Ottenstein, Schloss Philippsfreude und das alte Bahngelände mit dem Viehmarkt erinnern.
Bourassin kennt die Vorstellungen der Stadt, doch die reichen ihm nicht. Die Stadt gestaltet das geschichtsträchtige Areal derzeit für rund 1,35 Millionen Euro neu.

In Erinnerung an die Geschichte des Schlossplatzes wird nicht nur im Boden der Umriss von ehemals Burg und Schloss symbolisch, sozusagen als historischer Fußabdruck, nachgezeichnet: Auf vier Meter hohen Glasstelen wird die einst zentrale Bedeutung des Platzes für die Stadtgeschichte beschrieben und gezeichnet. Auf dem Glas wird eine Abwandlung der 1943 von Claus Mehs gezeichneten Rekonstruktion von Burg Ottenstein gezeigt (der TV berichtete).
Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagt: "Das ist eine gute Lösung, um diesen Teil der Wittlicher Geschichte zu würdigen."

Die Idee von Bourassin sei ein anderer Ansatz, den die Stadt aber nicht verfolge. Es mache keinen Sinn, auf den rund 600 Jahre alten Mauerstümpfen etwas Neues aufzubauen. Alles was man darauf neu errichtet, wäre im Zweifelsfall lediglich eine Kopie.

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Auf dem größten Teil der unterirdischen Überreste der im 15. Jahrhundert erbauten Burg Ottenstein steht heute das im November 2009 eröffnete Einkaufszentrum Schlossgalerie. Sie erstreckt sich über zwei Etagen und bietet auf einer Verkaufsfläche von insgesamt 5700 Quadratmetern derzeit 13 Mietern Platz. Der Schlossplatz wird derzeit neu gestaltet. Er bekommt einen einheitlichen Belag. Die Fußgänger sollen sich künftig ausschließlich an den beiden Platzseiten bewegen: Und zwar am Einkaufszentrum entlang, wo zudem die künftige Baumallee gepflanzt wird und quasi gegenüber, wie bisher auch, vor der Geschäftszeile. Diese Fläche wird dann verbreitert. Dazwischen werden die Parkplätze neu angeordnet, deren Zahl von derzeit 43 auf künftig 51 wächst. sos/sim

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