Der Kampf geht weiter: 150 Bürger diskutieren in Gerolstein über Gesteinsabbau in Vulkaneifel

Gerolstein · Bei einem Forum zum Thema „Wie geht es weiter mit dem Gesteinsabbau in der Vulkaneifel?“ in der Stadthalle in Gerolstein haben die rund 150 Gäste erneut ihren Unmut über die massiven Erweiterungspläne kundgetan. Sie setzen ihre Hoffnung, dass es keine neuen Gruben in der Vulkaneifel gibt, in den Runden Tisch, der nach der Sommerpause eingerichtet wird.

Sonnenschein, ein lauer Frühlingsabend und am nächsten Tag Feiertag: nicht gerade die besten Voraussetzungen, um möglichst viele Leute zu einer Veranstaltung in eine stickige Stadthalle zu locken. Dennoch sind am Mittwochabend rund 150 interessierte Bürger der Einladung des Grünen-Landtagsabgeordneten Dietmar Johnen gefolgt. Beweis dafür, wie wichtig den Menschen in der Vulkaneifel die Frage um den künftigen Gesteinsabbau ist. Denn der soll nach den Vorstellungen des Landesamtes für Geologie und Bergbau massiv erweitert werden.

Das hat bereits zu etlichen Protesten, der Bildung einer Bürgerinitiative sowie zahlreichen politischen Gesprächen und Beschlüssen geführt. So hat sich unter anderem der Kreistag bereits dafür ausgesprochen, dass es keine neuen Steinbrüche geben soll. Nur, die Entscheidung liegt nicht bei ihm, sondern bei der Planungsgemeinschaft der Region Trier. Johnen beendete die rege Vortrags- und Diskussionsveranstaltung nach gut drei Stunden mit dem Appell: "Aufstehen, Druck machen! Der Kampf um den Nichtabbau geht weiter."

Roland Wernig, Leitender Planer der Planungsgemeinschaft Trier, gegen den sich viel Groll richtete, obwohl er nicht der Entscheider ist, bevorzugte einen etwas anderen Appell: "Lassen Sie uns nach vorne blicken!" Damit spielte er auf den Moderationsprozess an, den das Land für das Konfliktthema Gesteinsabbau in der Vulkaneifel vorgeschlagen hat. Der solle, so sagte Wernig, bereits nach der Sommerpause starten und werde vermutlich ein Jahr dauern. Und zwar mit einem externen und unabhängigen Moderator, wie der Planer weiter betonte.

Land unterstützt Runden Tisch

Das Land werde diese Zusammenkünfte, bei der alle Beteiligten (Naturschützer, politische Akteure, Touristiker und Abbauunternehmer) an einem Tisch versammelt werden, unterstützen. Und zwar ideell, personell und finanziell. Das sagte Uwe Hüser, für die Rohstoffsicherung zuständiger Staatssekretär im Mainzer Wirtschaftsministerium, in Gerolstein zu. Und er meinte: "Wir haben bei einem ähnlichen Problem in Rheinhessen/Nahe damit sehr gute Erfahrungen gemacht." Zunächst geht es darum, umfangreiche Daten zusammenzustellen: zum Beispiel, wie groß die Gesteinsvorkommen sind, für die Abbaugenehmigungen vorliegen. Wie groß der Bedarf der Unternehmen ist. Und wie viele Tonnen Material derzeit jährlich gefördert werden. Dann müsse exakt herausgefiltert werden, welche Gruppe genau welche Ziele verfolge. Hüser sagte: "Ob zum Schluss jeder mit dem Ergebnis zufrieden sein wird, bleibt offen. Es wäre aber ein großer Erfolg, wenn am Ende alle sagten: ,Das war ein guter und fairer Prozess.'"

Geologe Peter Bitschene aus Gerolstein sowie Hartmut Schmidt von der Bürgerinitiative Interessengemeinschaft Eifel-Vulkane beleuchteten aus verschiedenen Blickwinkeln, welche Risiken ein massiv ausgeweiteter Gesteinsabbau mit sich bringe - für Mensch, Natur, Landschaft, Wasservorkommen und Tourismus. Befürchtungen, die fast alle Anwesenden teilten.

Landrat zuversichtlich

Nicht so Christian Grolig. Der Vertreter des Verbandes der Bau- und Rohstoffindustrie mit Sitz in Duisburg, der eigens nach Gerolstein gekommen war, meinte: "Malen Sie nicht schwarz in Sachen Rohstoffabbau, denn jeder braucht diese Rohstoffe." Mit Verweis auf den Runden Tisch kündigte er an: "Wir werden aktiv mitarbeiten." Landrat Heinz-Peter Thiel (parteilos) sagte dem TV im Anschluss an die Veranstaltung: "Wir sind ja schon ein gutes Stück weiter und haben bereits im vergangenen Jahr den Moderationsprozess aus eigenem Antrieb gestartet."

Als besonders wichtig erachtet er es, dass die Rohstoffplanung aus der gesamten Regionalplanung herausgelöst worden sei. Jetzt müsse daran gearbeitet werden, dass die Entscheidungsprozesse am Runden Tisch, also in der Vulkaneifel und nicht bei der Planungsgemeinschaft in Trier gefällt würden. Thiel: "Unsere Zukunft gestalten wir am besten selbst."

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