Modellregion mit Türöffner-Funktion

Igel/Saarburg/Trier · Das Land fördert im Rahmen von Leader, einem EU-Förderprogramm, die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Moselfranken bis 2020 mit mindestens 2,5 Millionen Euro. Bei der Vergabe von Projektmitteln soll künftig über nationalstaatliche Grenzen hinweg mit der LAG Miselerland in Luxemburg zusammengearbeitet werden.

Auch dieses Projekt ist mit Hilfe von Leadermitteln zustande gekommen: In Igel wurde das Umfeld der Säule neu gestaltet. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Auch dieses Projekt ist mit Hilfe von Leadermitteln zustande gekommen: In Igel wurde das Umfeld der Säule neu gestaltet. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Igel/Saarburg/Trier. Viele Projekte zwischen Wincheringen und Hockweiler sowie zwischen Taben-Rodt und Zemmer sind nur möglich, weil bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten von der Europäischen Union bezahlt werden. Seit dem Jahr 2000 waren das rund 3,7 Millionen Euro. So konnten beispielsweise in der Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land etliche Wegekreuze sowie die Umgestaltung des Platzes an der Igeler Säule finanziert werden.
In der VG Saarburg wurden rund um die Burganlage in Saarburg ein Rundweg mit Aussichtsplattformen angelegt und Kulturveranstaltungen gefördert. In der VG Konz hat der Verein Römisches Tawern den dortigen Merkurtempel saniert, in Konz wurde das Dach über der Lokomotive in der Bahnhofstraße mit Hilfe dieser Mittel bezahlt.
Möglich war diese Form der Förderung, weil sich die drei Verbandsgemeinden schon im Jahr 2000 zur Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Moselfranken zusammengeschlossen haben, die vom rheinland-pfälzischen Innenministerium als Leader-Region anerkannt wurde. Das vergangene Leader-Programm (siehe Extra) ist vor wenigen Wochen ausgelaufen. Doch inzwischen hat das Innenministerium die neuen LAGs definiert. Darunter ist auch die LAG Moselfranken. Bis zum Jahr 2020 fließen deshalb noch mal rund 2,5 Millionen Euro aus dem Leader-Programm in Projekte der LAG Moselfranken.
Jürgen Dixius, Vorsitzender der LAG Moselfranken und Bürgermeister der VG Saarburg, freut sich besonders über die künftig engere Zusammenarbeit mit der LAG Miselerland aus Luxemburg. "Wir sind damit ein Türöffner für das Thema grenzüberschreitende Projektförderung in Europa", sagt er in einem Pressegespräch. Mit den rheinland-pfälzischen und den luxemburgischen Behörden sei abgesprochen, dass eine zwölfköpfige Steuerungsgruppe festlegt, welche der beiden LAGs federführend ist. Entsprechend werde dann geprüft, nach welchen Richtlinien Projekte gefördert werden. "Das Ganze ist", so Bürgermeister Dixius, "ein Experiment, das genau beobachtet wird."
"Dieser Ansatz ist zwar manchmal mühselig", sagt Wolfgang Reiland, Bürgermeister der VG Trier-Land, "aber da die Vorhaben von den Menschen in der Region entwickelt werden, werden sie von der Bevölkerung akzeptiert." Gerade die Nachhaltigkeit von Projekten sei besonders wichtig, bevor die Lokalen Aktionsgruppe Mittel bewilligt. Leader biete eine Plattform, die den Austausch der Akteure in der Region fördert. "Es geht hier in der Region also nicht um die Planung von Traumschlössern", betont Reiland.
Für die kommenden sechs Jahre wurden drei gemeinsame Handlungsfelder von der LAG Moselfranken und der LAG Miselerland definiert. "Es sollen Projekte unterstützt werden, die darauf abzielen, dass die Lebensgrundlagen bewahrt werden, dass die Region wirtschaftlich zusammenwächst und dass der soziale Zusammenhalt gefördert wird", sagt Thomas Wallrich, Geschäftsführer der LAG Moselfranken.
So seien etwa Vorhaben förderfähig, die dem Schutz der Kulturlandschaft dienen, beispielsweise die landwirtschaftliche Nutzung von Weinbergsbrachen. Auch die Stärkung von regionalen Produkten sowie die Steigerung des Frauenanteils in der lokalen Politik könnten laut Wallrich in dieser Förderperiode Themen sein. Wallrich ruft Privatleute und Kommunen dazu auf, entsprechende Vorschläge vorzulegen.
Weitere Informationen gibt es bei Thomas Wallrich per Telefon unter 06581/81280, per E-Mail unter info@lag-moselfranken
Meinung

Ideen für die Region gefragt
Der von den Lokalen Aktionsgruppen Moselfranken und Miselerland gewählte Ansatz, grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten, könnte die Region an Sauer, Saar und Mosel nachhaltig prägen. Die Kooperation könnte ein wichtiger Schritt sein, die bürokratischen Schlagbäume in Europa ein Stück weiter abzubauen. Leader ist also nicht nur ein Instrument, das in der Region dazu genutzt wird, Geld für Projekte einzusetzen, die etwa dem Aufbau einer touristischen Infrastruktur dienen. Vielmehr nutzen die Akteure das Programm auch dazu, um auszuloten, wie die Strukturen dies- und jenseits von Sauer und Mosel so aneinander angepasst werden können, dass die Menschen auf beiden Seiten aufeinander zugehen und profitieren. Robert Schuman und Jean Monnet, Gründerväter der EU, würden sich über diese Entwicklung freuen. Jetzt müssen noch Bürger mitmachen, und gute Ideen vorlegen. Dann profitiert auch Europa von diesem deutsch-luxemburgischen Experiment. saarburg@volksfreund.deExtra

Leader ist die Abkürzung für "Liaison entre Actions de Dévelopement de l‘Economie Rurale" (Französisch für: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Es handelt sich um eine Initiative der Europäischen Union zur Förderung und Entwicklung der ländlichen Regionen in Europa. Grundsätzlich werden die Mittel über das Land bewilligt. Ein weiterer Teil des Geldes fließt über Lokale Arbeitsgruppen (LAG) an regionale Vorhaben. In den Verbandsgemeinden Konz, Saarburg und Trier-Land ist die LAG Moselfranken zuständig. itz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort