Trunkenheitsfahrt bei Morbach: Drei Jahre Haft für Unfall mit drei Toten

Bernkastel-Kues/Morbach · Der Richter in Bernkastel-Kues hatte Furcht vor einer Eskalation im Saal. Doch beim Prozess um einen besonders tragischen Unfall auf der B 327 bei Morbach blieb alles ruhig. Alle Beteiligten stammen aus zwei Nachbardörfern.

Bernkastel-Kues/Morbach. Es fallen viele bemerkenswerte Sätze im voll besetzten großen Sitzungssaal des Amtsgerichts Bernkastel-Kues. Dort muss sich ein 21-Jähriger für einen Unfall verantworten, bei dem im Juni 2015 drei junge Männer (19, 23, 32) starben. Zwei weitere, unter ihnen der Beschuldigte, wurden schwer verletzt.

Tief berühren Ausführungen, die Richter Jan Keppel in der Urteilsbegründung macht. Er sei mit gemischten Gefühlen in den Prozess gegangen. Zu den Angehörigen und Freunden der Toten und zu dem Verletzten, der elf Tage auf der Intensivstation lag, sagt er. "Ich will deutlich machen, wie stolz und würdevoll Sie sich hier verhalten haben. Ich habe deutlich mehr Zwischenrufe erwartet und auch, dass ihnen manchmal der Kragen platzt."

Es ist ruhig, als er den ganzen Saal ins Visier nimmt und sagt: "Das Elend im Saal kann man mit Händen greifen." In diesen Satz schließt er den Angeklagten ein, der wenige Minuten vorher das Strafmaß erfahren hat: drei Jahre Freiheitsentzug wegen vorsätzlicher Verkehrsgefährdung, fahrlässiger Tötung in drei Fällen und fahrlässiger Körperverletzung.

Ein Unfall mit drei Toten ist immer besonders tragisch. Das Geschehen in den frühen Morgenstunden des 7. Juni 2015 toppt das aber noch, denn alle Beteiligten sind vom so genannten Balkan, aus Hoxel und Morscheid-Riedenburg. Vier Freunde auf dem Weg vom Balkan nach Morbach, der 21-Jährige auf der Fahrt von Morbach nach Hoxel. Er hat aber Alkohol im Blut, etwa 1,7 Promille. Kurz hinter Morbach kommt er auf der B 327 mit seinem Audi auf den rechten Randstreifen. 100 bis 120 Stundenkilometer ist er laut Staatsanwaltschaft und Verkehrsgutachter schnell - dabei sind dort nur 70 km/h erlaubt. Er steuert gegen, gerät mit seinem Auto auf die linke Spur und stößt mit dem Wagen der vier Männer zusammen.

Der junge Mann streitet nichts ab. Er habe aber an das Geschehen und auch die Stunden davor keine Erinnerung mehr. Zeugen sagen aus, dass er sich mehrere Stunden in einer Shisha-Bar in Morbach aufhielt. Dort sei er schon angetrunken angekommen. Er merkt wohl, dass er nicht mehr fahren sollte, lässt sich von Freunden nach Hause bringen, um sein Portemonnaie zu suchen. Danach geht es wieder zurück nach Morbach. Der Autoschlüssel wechselt hin und her, landet aber letztlich wieder bei ihm. Kurz vor 4.30 Uhr startet er zu der verhängnisvollen Fahrt.

2014 ist er schon einmal mit zu viel Promille unterwegs gewesen, hat erst sechs Monate vor der Todesfahrt den Führerschein wiederbekommen. Er habe nach dem Unfall den Konsum heruntergeschraubt. Niemand im Saal versteht, dass er wenige Monate später an einem Wettbewerb "Bachelor of Beer" teilgenommen hat. Prompt landeten Bilder in sozialen Netzwerken. Für die Angehörigen und Verletzten sei dies ein Schlag ins Gesicht gewesen, sagt Rechtsanwalt Roderich Schmitz, der die Eltern und den Verletzten als Nebenkläger vertritt.Verteidiger Andreas Ammer spricht von einem "katastrophalen Fehler" seines Mandanten. Sein Appell: "Das was hier passiert, muss zu etwas nutze sein." Er hoffe, dass man sich nicht auf alle Ewigkeit mit Hass begegne. "Was passiert ist, tut mir sehr leid", sagt der 21-Jährige. "Für so etwas gibt es keine angemessene Strafe", so Fabian Scherer, der Überlebende in dem Auto. "Ich hoffe, er bekommt nie wieder den Führerschein."

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