Welches Baugebiet macht das Rennen? - Verwaltung geht mit Brubacher Hof ins Rennen

Trier · Brubacher Hof oder Langenberg - die Diskussion über den Flächennutzungsplan geht in die entscheidende Runde. Bei der Entscheidung wird es äußerst knapp zugehen. Warum? Das erklärt der Trierische Volksfreund.

 Die Alternativen für neues Bauland: Baudezernent Andreas Ludwig und Iris Wiemann-Enkler (Leiterin Stadtplanungsamt) zeigen gemeinsam mit dem Planerteam Heike Defourny und Stefan Leist Details zum Flächennutzungsplan 2030. Foto: Rainer Neubert

Die Alternativen für neues Bauland: Baudezernent Andreas Ludwig und Iris Wiemann-Enkler (Leiterin Stadtplanungsamt) zeigen gemeinsam mit dem Planerteam Heike Defourny und Stefan Leist Details zum Flächennutzungsplan 2030. Foto: Rainer Neubert

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Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) hat sich festgelegt: Bei der entscheidenden Sitzung des Trierer Stadtrats am 8. März wird die Verwaltung den Bereich Brubacher Hof als zukünftiges Baugebiet vorschlagen. In der Abwägung zum Bereich Langenberg, der die Lücke zwischen den Stadtteilen Euren und Zewen schließen würde, ist es vor allem die schnellere Realisierbarkeit, die Ludwig und sein Planungsteam als entscheidendes Argument anführen. "In fünf Jahren sind die Baulandreserven der Stadt ausgeschöpft", sagt der Baudezernent. "Dann wollen wir bei Mariahof so weit sein, dass gebaut werden kann."

Wenn am kommenden Mittwoch im Bauausschuss Mitglieder des Stadtrats erstmals öffentlich über die Grundsatzentscheidung sprechen, wo mittelfristig hochwertiger und dennoch bezahlbarer neuer Wohnraum für bis zu 2500 Menschen entstehen soll, wird die Spannung zu greifen sein. Denn am Ende werden vermutlich einzelne Stimmen entscheiden. Es wird eine Belastungsprobe vor allem für die CDU-Fraktion, die kein einheitliches Votum abgeben wird. Während die Ratsmitglieder aus Mariahof und Heiligkreuz mit dem Verweis auf Umweltschutz und Verkehr eine Erweiterung des Höhenstadtteils ablehnen, werden andere Christdemokraten mit Verweis auf die Gesamtverantwortung für die Stadt für den Vorschlag des CDU-Dezernenten stimmen.

Fraktionsvorsitzender Udo Köhler hat bereits signalisiert, die Abstimmung seiner Fraktion werde im Rat freigegeben. Bevor es aber so weit ist, übernehmen die Grünen - Juniorpartner der sogenannten "Verantwortungsgemeinschaft" im Rat - die Aufgabe, noch einmal gegen den Brubacher Hof als Neubaugebiet zu argumentieren. "Langenberg bietet zukünftigen Bewohnern eine Anbindung an ein funktionierendes Stadtteilleben und mit Blick auf die Nähe zu Gewerbegebiet und Bahn-Weststrecke und Luxemburg kurze und schnelle Wege zur Arbeit", sagt Richard Leukefeld, der gemeinsam mit Dominik Heinrich und Peter Hoffmann eine umfangreiche Anfrage für den Dezernatsausschuss formuliert hat.

Darin geht es auch darum, ob die Stadtverwaltung bei den von ihr genannten 1164 Eigentümern tatsächlich Einzelpersonen oder die Mitglieder von Erbengemeinschaften und Mehrfacheigentümern doppelt angeführt hat. Auch detaillierte und vergleichbare Angaben zu zukünftigen Grundstückspreisen in beiden Gebieten fordern die Grünen von der Verwaltung.
"Für uns ist nicht die schnelle Realisierbarkeit eines Baugebiets maßgeblich", sagt der bei den Grünen für Städtebau zuständige Dominik Heinrich, "sondern bei langfristiger Betrachtung die Auswirkungen auf Naturschutz, Mobilität und Schaffung bezahlbaren Wohnraums." Die Grünen kündigen deshalb bereits jetzt an, in der Stadtratssitzung einen Antrag einzubringen, auf das Gebiet Brubacher Hof ganz zu verzichten.

Unterstützung im Kampf gegen ein Neubaugebiet Brubacher Hof erhalten die Grünen von der Unabhängigen Bürgervertretung Trier (UBT) und den Linken. Vor allem mit Blick auf den Protest aus Mariahof und Heiligkreuz, der sich in 70 individuellen Stellungnahmen, 167 wortgleichen Stellungnahmen, 2560 Unterschriften und mehr als 500 Unterstützern einer Online-Petition manifestiert, lehnen sie den Vorschlag der Verwaltung ab. "Für die Linksfraktion haben auf der Grundlage sachlich-fachlicher Abwägung alle Formen der Bürgerbeteiligung höchste Priorität", sagt Sprecherin Theresia Görgen. "Vor allem die periphere Lage und die relative Isolierung der Fläche Brubacher Hof ist beim Blick auf die Aspekte Zukunftsfähigkeit und Sozialraumorientierung von großem Nachteil."

Geschlossen für den Vorschlag der Verwaltung wollen SPD (15 Fraktionsmitglieder) und FDP (2) stimmen. Die AfD (2) hat sich noch nicht entschieden. Und auch das Abstimmungsverhalten von Einzel-Piratin Darja Henseler ist noch nicht klar. "Ich habe mich noch nicht entschieden", sagt sie. Bündnis 90/Die Grünen verfügen über neun Stimmen, die gespaltene CDU-Fraktion käme geschlossen auf 20 Stimmen. Eine Stimme hat Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Bei einer unverbindlichen Analyse des möglichen Abstimmungsverhaltens kommt die Redaktion des Trierischen Volksfreunds derzeit auf eine Patt-Situation von jeweils 27 Stimmen sowie drei Ratsmitglieder, deren Votum noch unklar ist.

Für die entscheidende Abstimmung am 8. März ist also ein äußerst knappes Ergebnis zu erwarten. Es wird am Ende von der in dieser Frage gespaltenen CDU-Fraktion selbst abhängen.
Die Mariahofer Bürgerinitiative "Gegen den Landfraß" mobilisiert deshalb ebenso noch einmal ihre Unterstützer gegen ein Baugebiet Brubacher Hof wie die Junge Union der Stadt Trier. Aber auch die Befürworter werden aktiv: So sprechen sich die jungen Liberalen mit einem Video auf ihrer Facebookseite klar für die Erweiterung des Höhenstadtteils aus.ORTSBEIRäTE GEBEN VOTUM AB

Extra

In einer gemeinsamen Sitzung am Mittwoch, 22. Februar, 19 Uhr, im Druckwerk-Bürgerhaus, Ottostraße 29, in Trier-Euren diskutieren die Ortsbeiräte Euren, Zewen und Heiligkreuz über die Frage, ob das künftige Baugebiet im Rahmen des Flächennutzungsplans am Brubacher Hof oder am Langenberg ausgewiesen werden soll. Gegen 20 Uhr kommen die drei Ortsbeiräte danach zu separaten Sitzungen in verschiedenen Räumen des Bürgerhauses zusammen und geben jeweils ihr Votum ab. Der Ortsbeirat Euren befasst sich außerdem mit der Neugestaltung des Dorfplatzes und die Kollegen aus Zewen mit der Beschilderung für den Friedhof an der Kreuzung Kant- und Kettenstraße. Der Ortsbeirat des Stadtteils Mariahof, in dessen Gemarkung der Brubacher Hof liegt, befasst sich am Dienstag, 7. März, also am Tag vor der entscheidenden Stadtratssitzung, mit dem Standort für das künftige Baugebiet.

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