Die „Bombengeburt“ von Trier

Trier / Bitburg · Als vor zehn Jahren in der Nähe des Trierer Mutterhauses eine Fliegerbombe gefunden wird, liegt Vanessa Giacobbe gerade in den Wehen. Es folgen dramatische Stunden.

 Das "Bombenbaby" Caterina Sofie, 2 Monate nach ihrer Geburt.

Das "Bombenbaby" Caterina Sofie, 2 Monate nach ihrer Geburt.

Foto: privat / Vanessa Giacobbe
 Caterina Sofie an ihrem 10. Geburtstag mit ihrer Mutter Vanessa Giacobbe.

Caterina Sofie an ihrem 10. Geburtstag mit ihrer Mutter Vanessa Giacobbe.

Foto: privat / Vanessa Giacobbe

Der 22. März 2007 ist für Vanessa Giacobbe ein besonderer Tag, denn sie bekommt ihr erstes Kind. Für die Frühgeburt hat sich die Bitburgerin das Trierer Mutterhaus herausgesucht. Wie sich später herausstellt, war das eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen.

Giacobbe ist während der Wehen nervös und aufgeregt. Zur Unterstützung hat sie ihre Mutter in den Kreissaal mitgebracht. Nach knapp eineinhalb Stunden in den Wehen sei das Krankenhauspersonal plötzlich hektisch geworden. "Ich dachte zuerst, es sei irgendwas mit meinem Kind", erinnert sich Giacobbe. Alle seien kreuz und quer gelaufen, und in der Luft habe eine gewisse Aufregung gelegen. Nur ihre Hebamme sei während der gesamten Zeit entspannt und ruhig geblieben.

Erst gegen 12.30 Uhr habe man ihr erklärt, dass eine Fliegerbombe auf dem Gelände des Krankenhauses gefunden worden sei und die gesamte Klinik so schnell wie möglich evakuiert werden müsse. "Meine Hebamme sah mich an und sagte zu mir, dass wir das jetzt gemeinsam durchziehen und wir das auch zusammen schaffen werden", erinnert sich die Mutter rückblickend an die dramatischen Augenblicke. "Ich war total beeindruckt von ihrer Ruhe, die sie im Gegensatz zu mir hatte." Die anderen Ärzte und Pflegekräfte liefen im Kreissaal umher und verließen den Raum, um bei der Evakuierung zu helfen.

Am Ende sei deutlich weniger medizinisches Personal im Kreissaal gewesen, als ursprünglich für die Frühgeburt geplant. "Aber an diesem Tag lief ja sowieso nichts nach Plan." Um 13.05 Uhr war es dann soweit, die kleine Catarina Sofie erblickte das Licht der Welt.

Viel zu sehen bekam Giacobbe aber zunächst nicht von ihrer Tochter. Denn das Frühchen wurde von einem Arzt für den Transport ins Wittlicher Krankenhaus vorbereitet. "Er versprach mir, sich um meine Tochter zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie gut mit dem Rettungshubschrauber in Wittlich ankommen wird." Heute sei genau dieser Arzt ihr Kinderarzt und nenne ihre Tochter noch immer "Bombenbaby".

Catarina war am 22. März übrigens das letzte Kind, das an diesem Tag im Mutterhaus zur Welt kam. Doch mit der Geburt war die Aufregung für Giacobbe noch nicht vorbei. Denn auch sie selbst musste nun aus dem Krankenhaus evakuiert werden. Eigentlich war geplant, sie mit einem Krankenwagen ins Wittlicher Klinikum zu fahren, in das auch ihre Tochter gebracht wurde. Aber aufgrund der Evakuierung sei das nicht möglich gewesen. Nach einem kleinen medizinischen Eingriff habe ihre Mutter sie deshalb selbst ins Auto gepackt und ins Krankenhaus nach Bitburg gefahren. Erst nach zwei Tagen habe sie dann ihre Tochter in Wittlich wiedersehen können und sei heilfroh gewesen, dass sie die "Bombengeburt" so gut überstanden habe.

Heute kann sie sogar über diesen verrückten Tag lachen. "Es war einfach ein witziger Zufall, sowas erlebt man nicht alle Tage." Auch Catarina Sofie ist stolz auf ihre besondere Geburt. "Jedes Jahr zu ihrem Geburtstag möchte sie, dass ich ihr die Geschichte ausführlich erzähle."

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