Sport TV-Serie Spochtipedia: Nur sechs will keiner beim Minigolf!

Trier · Warum ein Ort an der Mosel die Sportart Minigolf nach vorne gebracht hat und wieso eine Zahl bei Spielern besonders unbeliebt ist.

Sport: TV-Serie Spochtipedia: Nur sechs will keiner beim Minigolf!
Foto: Peter Steffen (g_sport

Trier Zwischen Mattheiser Weiher in Trier und dem Freibad in Trier-Süd, umgeben von Schrebergärten, haben sich an diesem Frühlingstag Anfang April bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen, die unterschiedlichsten Altersgruppen zusammengefunden. Sie alle vereint eine Sportart im Freien, die fast jeder wohl schon einmal gespielt hat: Minigolf.
Doch was steckt hinter der Faszination um den Sport, zu dem sich jährlich rund 20 Millionen Deutsche zusammenfinden? Für Torsten Stoffel, Betreiber der Betonminigolf-Anlage im Trierer Süden, ist es die Kombination verschiedener Faktoren: "Einerseits ist es ein Sport, der in der Freizeit im Freien fast ganzjährig von allen Altersgruppen zwischen drei bis 80 Jahren praktiziert werden kann, andererseits wird er hochprofessionell betrieben." Was beide Seiten vereine, sei die Freude am Spiel und am Wettkampf. Darüber hinaus erfordere Minigolf eine gewisse Technik und Konzentration. "Man könnte sagen, es ist die ideale Mischung aus Körper, Geist und Seele."
Unter den patentierten Sammelbegriff Minigolf fallen die fünf genormten Varianten: Minigolf, Miniaturgolf, Cobigolf, Sterngolf und Filzgolf. "Am häufigsten sind Beton- und Ethanitbahnen. Bei Ersterem ist es erlaubt, die Bahn zu betreten, bei Ethanitbahnen ist dem nicht so. Zudem sind die Normvorgaben der Bahnen je nach Untergrund unterschiedlich", erklärt Stoffel.
Die Komplexität, die hinter der vermeintlich einfachen Sportart steckt, wird schnell klar. Im Handbuch, mit dem Umfang eines Taschenbuchs, finden sich neben den räumlichen Voraussetzungen auch Tipps zur Schlagtechnik und zur optimalen Schwungbewegung. Beim System Beton ist die Bahn zwölf Meter lang und 1,25 Meter breit (Ausnahme ist die Weitschlag-Piste). In dem Kreis, mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern, darf der Ball frei platziert werden. Bei Überwinden der gestrichelten Linie darf im Falle eines Folgeschlags an jener Stelle weitergespielt werden, an welcher der Ball zum Stillstand kommt.
Die Regelauslegung ist simpel: Ziel ist es, den Ball vom Anstoßkreis mithilfe eines Schlägers bei einer möglichst geringen Anzahl an Versuchen an Hindernissen vorbei in das Loch am Ende der 18 Bahnen zu befördern. Pro Bahn hat jeder Spieler maximal sechs Versuche. Jeder weiß: Eine Sechs, das will keiner. Denn hat ein Spieler den Ball nach sechs Versuchen immer noch nicht im Loch versenkt, wird eine sieben auf dem Statistikzettel vermerkt.
Ein sogenanntes Ass ist das Versenken der Kugel mit nur einem Schlag. Sieger ist am Ende jener Spieler, der die geringste Anzahl an Versuchen benötigt. "Im laufenden Monat April liegt die Bestleistung hier auf der Bahn am Mattheiser Weiher bei 34 Schlägen. Das ist ein ziemlich guter Wert", verrät Stoffel schmunzelnd. Ursprünglich entwickelt hat sich Minigolf aus dem bereits im 15. Jahrhundert entstandenen Großgolf. Anfang der 1950er-Jahre löste der Schweizer Gartenarchitekt Paul Bongni mit seiner Idee einen "genormten Golfplatz für Jedermann" zu bauen, einen regelrechten Boom in Europa aus. Auch in der Region elektrisiert die Sportart fortan die Menschen. So wird am 17. Juni 1955 in Traben-Trarbach die erste genormte Minigolfanlage Deutschlands zur allgemeinen Nutzung freigegeben.
In den folgenden Jahrzehnten stieg die Anzahl bundesweit auf mehr als 2000 Bahnen an. Auf nationaler Ebene werden seitdem jährlich Meisterschaften ausgetragen. Das Spielsystem reicht sowohl bei den Damen als auch bei den Herren von den Kreisligen bis in die 1. Bundesliga. Wie der Deutsche Minigolf Verband (WMV) berichtet, existieren deutschlandweit aktuell über 270 Vereine. International finden jährlich Europacup-Turniere statt. Zudem gibt es Europa- und Weltmeisterschaften. Nach Angaben des WMV richtet der Weltverband WMF (World Minigolf Sport Federation) mit über 50 Nationalverbänden alle zwei Jahre Weltmeisterschaften aus. Kontinentalmeisterschaften werden in den Jahren dazwischen durch die jeweiligen Kontinentalverbände ausgerichtet.
Zur Ausrüstung gehören ein Schläger, ähnlich einem Golf-Putter, und ein Ball. Obwohl die Betonbahn in Trier dazu ausgelegt wäre, wird darauf aktuell kein professioneller Wettbewerb ausgetragen. Momentan werden noch zwei Bahnen erneuert, die in Kürze bespielbar sein werden. Dafür tummeln sich unter den zahlreichen Familien, Schulklassen und Rentnern zahlreiche Vielspieler, wie Stoffel erklärt: "Einige kommen täglich vorbei, um ein paar Runden zu spielen. Das Besondere dabei ist, dass sie ihr eigenes Equipment mitbringen. Je nach Beschaffenheit der Bahn und der Anordnung der Hindernisse eignen sich Bälle unterschiedlicher Härtegrade und der passende Schläger dazu, um möglichst das Optimum herauszuholen." Die Mehrzahl der Besucher scheint bei einem Eis im Schatten weniger Interesse am perfekten Schlag zu finden: "Mit etwas Übung und dem nötigen Gefühl, kann man beim Minigolf schnelle Fortschritte machen", verrät Torsten Stoffel. "Der Spaßfaktor ist dabei ohnehin immer gegeben."
Unter www.volksfreund.de/spochtipedia gibt's alle bisher erschienenen SerienteileExtra: MINIGOLF IN DER REGION

Sport: TV-Serie Spochtipedia: Nur sechs will keiner beim Minigolf!
Foto: Fredrik von Erichsen (g_sport


(jak) Wer in der Region Eifel, Mosel, Hunsrück Minigolf spielen möchte, wird schnell fündig. Neben der Anlage an der Härenwies in Trier ( www.minigolf-trier.de ) wird an der Saar am Freizeitreff Funbeach (Saarufer) in Schoden, am Landal GreenPark Warsberg in Saarburg ganzjährig Bahnengolf angeboten. An der Römischen Weinstraße wird im Ferienzentrum Triolago ( www.triolago.com ) täglich der Schläger geschwungen. Im Hochwald ist die Minigolfanlage in Kell ( www.hochwald-ferienland.de ) eine Anlaufstelle. Die bundesweit älteste, genormte Minigolfbahn befindet sich in Traben-Trarbach ( www.mgctratra.de ). Zudem bietet der Verein eine Mitgliedschaft an. Auch in Wittlich gibt's die Möglichkeit, Minigolf zu spielen. Dort betreibt Hans-Peter Ulbricht eine Anlage am Vitelliusbad. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten gibt's unter Telefon 0170/3060333 sowie im Internet unter www.minigolf-platz-wittlich.eu Auf den Plätzen in Wittlich und Traben-Trarbach werden regelmäßig Bundesliga-Spieltage ausgetragen. Weitere Informationen rund um den Sport gibt's zudem auf der Internetseite des Deutschen Mini golfverbands ( www.minigolfsport.de ).

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