Flucht aus dem Rausch

TRIER. Alkohol, illegale Drogen, Medikamente, Essen und Einkaufen - viele Dinge des Alltagslebens können zur Sucht werden. Am TV -Telefon konnten Angehörige und Abhängige sich am Donnerstagabend über Gefahren und Hilfsangebote informieren.

"Mein Sohn kifft, was kann ich dagegen tun?" - Gleich mehrere Mütter und ein Vater riefen bei Andreas Stamm an, weil der Nachwuchs zum Haschisch gegriffen hat. In der Regel konnte der Leiter der Suchtberatungsstelle "Die Tür" die besorgten Eltern beruhigen. Meist sei der Griff zu Canabis-Produkten eine vorübergehende Erscheinung.Die Eltern am Telefon fragte Stamm, ob sich das Verhalten ihrer Söhne durch den Haschischkonsum verändert hat. In kritischen Fällen kann das Programm "Fred" der Drogenberatungsstelle weiterhelfen. "In der Beratung gucken wir nach schädlichen Folgen des Konsums", erklärt Stamm. "In so einem Fall raten wir den Jugendlichen, den Konsum einzustellen oder zu reduzieren. Sie sollen lernen, ihre langfristigen Ziele mit dem kurzfristigen Ziel in Einklang zu bringen."Wegen ihrer magersüchtigen Töchter riefen besorgte Eltern bei Marion Heinz an, Ernährungsberaterin bei der AOK. "Eine Mutter hatte Sahne ans Gemüse getan, ihre Tochter hat das gemerkt und isst seitdem nichts mehr", berichtet Heinz. Sie rät Eltern von solchen Versuchen ab: "Das ist gut gemeint, die Mutter sieht, dass die Tochter etwas essen muss und versucht, ihr Kalorien unterzujubeln." An Magersucht leidende Frauen merken so eine Täuschung aber sofort. Heinz: "Man muss acht geben, dass das Vertrauen nicht verloren geht. Eltern sollten ehrlich zu ihrer Tochter sein."Die Ernährungsberaterin empfiehlt, Lebensmittel wie Obst und Gemüse bereit zu halten, aber nicht zu versuchen, die Tochter zum Essen zu zwingen. "Sie sollten ihr aber klarmachen, wie gefährlich die körperlichen Folgen sein können", sagt Heinz. Häufig seien unter anderem Konzentrationsstörungen, das Ausbleiben der Periode und starke Mangelerscheinungen.Nachsorge ist so wichtig wie die Therapie

Wegen der Kaufsucht ihres Mannes rief eine Frau bei Josef Blasius an. "Er kauft wahllos Produkte und kommt mit Körben von Sachen nach Hause, für die es überhaupt keine Verwendung gibt", berichtete der Sozialarbeiter und Sozialtherapeut Sucht beim Caritasverband für die Region Trier. "Es ist aber nicht klar, ob so etwas wirklich eine Sucht ist." Trotzdem sei es eine behandlungsbedürftige Störung. Blasius: "Ich habe der Frau geraten, sich für ein ausführlicheres Gespräch an mich oder einen Therapeuten zu wenden."Bei schweren Suchterkrankungen ist eine stationäre Therapie die Regel. "Es ist wichtig, den Patienten aus dem krank machenden System, in dem er lebt, herauszunehmen", sagt Sozialpädagogin Christa Swanson. "In einem geschützten Raum können sie neue Perspektiven lernen."Viele Patienten werden allerdings rückfällig, wenn sie wieder in der altgewohnten Umgebung sind. Swanson "Eine Nachsorge muss sich anschließen, damit der Therapieerfolg erhalten bleibt. Es können beispielsweise familiäre Probleme auftreten, wenn sich ein Patient auf einmal anders verhält, als es die anderen Familienmitglieder gewohnt sind."Selbsthilfegruppen können in weniger schweren Fällen und zur langjährigen Nachbehandlung von Störungen helfen. "Bei mir hat eine jüngere Frau mit einer Essstörung angerufen", berichtete Monika Herres vom Kreuzbund e.V. "Sie kommt von einer Therapie in einer Klinik und sucht eine Gruppe, aber sie will nicht in eine reine Essgestörtengruppe. Ich habe sie erst einmal in unsere Informationsgruppe eingeladen."Diese Gruppe, die sich jeden Freitagabend trifft, sei für jeden der erste Schritt in eine feste Selbsthilfegruppe. In den Gruppen treffen sich Menschen, die entschlossen sind, ihre Sucht in den Griff zu bekommen. Herres: "In einer Selbsthilfegruppe ist die Rückfallquote sehr gering, sie liegt unter zwei Prozent. Von Patienten ohne Nachbetreuung werden über 90 Prozent rückfällig."Hinweise auf Selbsthilfegruppen und Ansprechpartner bei Suchterkrankungen gibt der Arbeitskreis Suchtprävention Trier, Christa Swanson, unter Telefon 0651/7102-341, Fax 0651/7102-390.

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