Kampf den kleinen Quälgeistern

TRIER. Es ist wieder Herbst - Mützenzeit. Oft schützen die flauschigen Kopfbedeckungen nicht nur ihre Träger vor Kälte, sondern auch ungebetene Gäste vor Entdeckung. Kopfläuse, krabbelnde Quälgeister, bleiben in ihnen hängen. An engen Kleiderhaken in Schulen und Kindergärten wandern sie dann weiter.

"Mama, mein Kopf juckt." Das ist die Äußerung, die bei Dorothee Endres, Mutter zweier Kinder, alle Alarmglocken zum Schrillen bringt. "Als ich das zum ersten Mal gehört habe, wollte ich einfach nicht wahrhaben, dass meine Tochter Läuse haben könnte. Mit so etwas habe ich überhaupt nicht gerechnet."Es erwischt auch gepflegte Köpfe

Ein Arzt erkannte den Befall und klärte die besorgte Mutter darüber auf, dass sich selbst auf hygienisch einwandfrei gepflegten Köpfen Läuse einnisten und wohlfühlen können. "Jeder kann davon betroffen sein, unabhängig vom sozialen Milieu," sagt Dr. Harald Michels vom Gesundheitsamt Trier."Wir sind verpflichtet, Läusebefall sofort ans Gesundheitsamt zu melden", sagt Hannelore Theisen, Leiterin eines Kindergartens im Landkreis. "Dann informieren wir alle Eltern und verteilen Merkblätter. Die betroffenen Kinder müssen zu Hause bleiben und dürfen erst nach Vorlage eines Unbedenklichkeits-Attestes die Einrichtung wieder besuchen. Damit keine Spannungen und Vorurteile auftreten, werden die Namen anonym gehalten."In ganz schweren Fällen, können die Leiter öffentlicher Einrichtungen eine Untersuchung durch das Gesundheitsamt beantragen. "Dann müssen die Eltern aber um ihr Einverständnis gebeten werden", sagt Michels. "Aktuell liegen uns aber keine Meldungen vor."Was sich im Fall der Fälle bei den Betroffenen zu Hause abspielt, beschreibt Dorothee Endres: "Mit einem Gel aus der Apotheke haben wir den Kopf gründlich behandelt. Dann war ich nur noch am Waschen - Mützen, Jacken, Schals, Bettwäsche - einfach alles, womit das Kind Berührung hatte. Die Stücke, die keine 60 Grad vertragen, wie zum Beispiel Stofftiere, haben wir in luftdichte Beutel gepackt und zum Aushungern mindestens drei Wochen gelagert.Nach einer Woche wurde die Gel-Behandlung wiederholt. Dazwischen musste ich mit einem feinzinkigen Nissenkamm regelmäßig die toten Nissen aus den Haaren meiner Tochter entfernen. Manchmal waren wir beide so fertig, dass wir einfach weinen mussten."So klar die Notwendigkeit der Behandlung den Betroffenen ist, so groß sind die Bedenken gegenüber den Mitteln. Vor allem Menschen mit empfindlicher Haut können unter Nebenwirkungen leiden. Harald Michels rät daher zu Präparaten, die ohne das Insektengift Lindan auskommen. Auch im Haus solle man erst dann Chemie einsetzen, wenn andere Mittel versagt hätten.Dorothee Endres setzt nun auf Vorbeugung. Ein Arzt riet ihr zur regelmäßigen Haarwäsche mit Teer-Shampoo, da Läuse diesen Geruch verabscheuten. "Außerdem finde ich es wichtig, über das Thema offen zu reden. Wenn man es aus Scham verheimlichen will, fördert man nur die Verbreitung."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort