Maruschka mit dem Kopftuch

Im Laufe des Kriegs kamen junge, polnische Mädchen in die Familien in Mürlenbach. Sie wurden besonders den Familien zugeteilt, die viele Kinder hatten oder deren Söhne im Krieg vermisst oder gefallen waren.

Eines der Mädchen hieß Maruschka. Sie war jung, fein und trug immer ein Kopftuch. Die Arbeiter wurden hauptsächlich in der Landwirtschaft eingesetzt. Sie verrichteten Arbeiten auf dem Feld, im Stall, im Haushalt oder im Garten. Sie blieben etwa fünf Jahre im Dorf und unterstützten die Frauen in den Familien. Der Kontakt zwischen den Zwangsarbeitern und ihren Familien war sehr gut. In Mürlenbach lebten alle Zwangsarbeiter in den Familien und aßen mit ihnen am Tisch. Überhaupt war das Verhältnis zwischen den Polen und Deutschen intensiv und freundschaftlich. Man ging zusammen zu Veranstaltungen im Dorf, ging in den Wald Beeren pflücken und Bucheckern suchen. Zumindest in diesem Dorf wurden die Zwangsarbeiter voll in die Dorfgemeinschaft integriert und es wurde kein Unterschied zwischen den Deutschen und Polen gemacht. Doch das war nicht überall der Fall. In Wallersheim, im Elternhaus des Vaters der Befragten, waren immer Zwangsarbeiter aus vielen verschiedenen Ländern beschäftigt. Einer von ihnen, er war Franzose, hieß Lutz. Es war Vorschrift, dass sie an einem separaten Tisch essen, weil die Ortsgruppenleiter des Öfteren kamen und kontrollierten. Ab und zu machten die Familien eine Ausnahme, zum Beispiel an Feiertagen wie Weihnachten, und sie aßen alle gemeinsam an einem Tisch. Dabei mussten allerdings alle Türen abgeschlossen werden, aus Angst vor den Kontrollen der Offiziere. Über dem Tisch der Arbeiter wurde von der Familie ein Kruzifix angebracht. So sollten diese vor dem Unheil des Krieges geschützt werden. Heute noch besteht der Kontakt zwischen einigen der damaligen Zwangsarbeiter und ihren Familien. Sie besuchten sich jedes Jahr gegenseitig, auch wenn nun schon viele Jahre vergangen sind. Jacobine Molitor aus Mürlenbach ist heute 75 Jahre alt. Zusammengestellt von Christiane Pusch, Klasse 10a des Regino-Gymnasiums Prüm.

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