"Ich wollte nur eine im Team sein"

In der heißen Phase kurz vor der Wahl ist der TV mit den Direkt-Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien auf Wahlkampf-Tour im Wahlkreis Trier/Trier-Saarburg unterwegs. Katrin Werner (Die Linke) ging am Kornmarkt auf Stimmenfang.

 Die Direktkandidatin der Linken im Wahlkreis 204, Katrin Werner (links), im Gespräch mit Kathrin Senger-Schäfer. TV-Foto: Jörg Pistorius

Die Direktkandidatin der Linken im Wahlkreis 204, Katrin Werner (links), im Gespräch mit Kathrin Senger-Schäfer. TV-Foto: Jörg Pistorius

Trier. Wahlkampf ist harte Arbeit, jede Menge Stress, Bauchschmerzen und Nervenflattern. Katrin Werner merkt man nichts von alldem auch nur im Geringsten an. Sie lacht oft und spielt mit Töchterchen Hannah-Sophie, die den Trubel um Mama und die anderen netten Leute mit den roten Westen hochinteressant findet. Die 36-jährige Berlinerin, die seit 2003 in Trier lebt und seit 2005 der Linken angehört, ist Kreis- und stellvertretende Landesvorsitzende ihrer Partei. Und im Stadtrat Trier sitzt sie auch, seit Marc-Bernhard Gleißner sein Mandat nach internen Problemen hingeworfen hat.

Eine derart exponierte Stellung habe sie nie gewollt. "Ich wollte nur eine in einem Team sein." Doch gerade das Trierer Team der Linken hat sich seit der Kommunalwahl am 7. Juni derart rekordverdächtig böse zerstritten, dass es für eine Fußnote in der Trierer Polit-Geschichte reichen müsste. Johannes Verbeek und Marc-Bernhard Gleißner, ursprünglich als Fraktionskollegen definiert, wurden im Kampf um den Vorsitz zu erbitterten Gegnern. Gleißner warf hin, und quasi in letzter Sekunde retteten die für ihn nachrückende Werner und Verbeek ihren Fraktionsstatus (der TV berichtete mehrfach). "So weit hätte es nicht kommen müssen", sagt Werner heute. "Auch in einer Ehe renne ich nicht sofort zum Anwalt."

Zurück zum Wahlkampf, dem harten Geschäft. "Sie sind doch die Partei mit dem Oskar" - derartige Gesprächseinstiege sind Alltag für Katrin Werner. "Und dem Gysi", sagt sie dann oft mit breitem Grinsen und im Berliner Dialekt. "Der Straßenwahlkampf macht wirklich Spaß." Spaß und Stress sind jedoch nicht weit voneinander weg, "wenn man nach einem Tag auf der Straße nachts von zwölf bis zwei noch Mails liest und verschickt".

Der Stress wird wohl ihr treuer Begleiter bleiben. Den Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis 204 wird Werner wohl nicht gewinnen, aber sie steht auf Platz drei der Landesliste ihrer Partei. Sollte die Linke es auf Bundesebene in den zweistelligen Prozentbereich schaffen, hat sie gute Chancen auf ein Mandat in Berlin. Stadtrat und Bundestag in Personalunion - das ist rechtlich gesehen kein Problem. Sollte sie allerdings mit Freund und Tochter zurück in ihre Heimat Berlin ziehen, wird sie das Stadtratsmandat verlieren.

Aber das ist nicht geplant. "Wir haben ein altes Haus gekauft, das wir selbst renovieren", erzählt Katrin Werner und lacht wieder. "Die letzten beiden Nächte haben ich Wände gestrichen." Die mögliche Doppelbelastung ist noch kein Problem. "Ich beschäftige mich momentan nicht zu sehr mit der Zukunft, sondern konzentriere mich auf das Jetzt."

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