Abrechnung in Trier-Mitte

Nach dem CDU-Knatsch um die Ortsvorsteher-Wahl in Mariahof sorgt jetzt die SPD für Knirschen im Getriebe der Kommunalwahl-Maschine. Ein halbes Jahr vor dem Urnengang in Trier herrscht bei den Genossen dicke Luft.

Trier. Es gab Zeiten, da war die Aufstellung einer SPD-Stadtratsliste eine vergleichsweise leichte Aufgabe. Es gab mehr als 20 aussichtsreiche Plätze zu verteilen, und so konnte ein sorgsam austarierter Proporz nach Stadtteilen, Interessengruppen und Parteiflügeln allseits Frieden schaffen.

Zurzeit sitzen genau noch elf Sozialdemokraten im Rat, und keiner weiß, ob es nach der Kommunalwahl wesentlich mehr werden. Kein Wunder, dass mächtig gerangelt wird um die wenigen Plätze, die trotz Kumulierens und Panaschierens halbwegs sicher sind. Allein im Ortsverein Trier-Süd treten mit Ortsvorsteherin Jutta Föhr, dem Malu-Dreyer-Vertrauten Sven Teuber und dem bisherigen Kronprinzen der Ratsfraktion, Peter Spang, gleich drei hochkarätige Bewerber für die Liste an - schwerlich vorstellbar, dass sie alle auf vorderen Plätzen landen.

Im Ortsbezirk Trier-Mitte/Gartenfeld ist der Konflikt im Vorfeld eskaliert. Dort hatte man mit einer sicheren Nominierung der Ortsvereinsvorsitzenden Maria de Jesus Duran Kremer gerechnet - als städtische Ausländerbeauftragte ein Pfund der SPD im Bereich der Migranten und der wahlberechtigten EU-Ausländer. Doch Duran Kremer, die nicht im Entferntesten an eine kontroverse Abstimmung gedacht hatte, landete bei der Mitgliederversammlung abgeschlagen noch hinter mehreren "Zählkandidaten" auf Platz fünf.

Ganz nach vorne wählten die Mitglieder Carl-Ludwig Centner, auch er durchaus ein potenzielles Zugpferd für die rote Liste - als profilierter Bildungsexperte und als einer der wenigen bekennenden Sozis bei der Trie rer Handwerkskammer. Kurioserweise wohnt er in Kürenz, Duran Kremer in Trier-Nord. Beide Konkurrenten leben also gar nicht in dem Stadtteil, als dessen Vertreter sie in den Stadtrat einziehen wollen.

Was dann passierte, darüber gehen die Aussagen weit auseinander. Sie habe das Ergebnis am nächsten Tag ganz normal an die Parteigeschäftsstelle gemeldet, sagt Maria Duran Kremer und schwört Stein und Bein, sie habe auf niemanden Einfluss genommen, um das Resultat der Mitgliederversammlung rückgängig zu machen. Ähnlich äußert sich die Parteivorsitzende Malu Dreyer.

Edith Centner-Wommer, SPD-Urgestein mit einem Vierteljahrhundert Stadtrats-Erfahrung, berichtet dagegen unter Tränen von heftigen Vorwürfen, die gleich nach der Migliederversammlung "noch an der Theke" auf sie eingeprasselt seien. Man habe ihr und ihrem Sohn Manipulation, undemokratisches Verhalten und "Königsmord" vorgeworfen.

Massive Nebenwirkungen mit leichter Verspätung



Der Abend hinterließ massive Spuren, wenn auch mit Verspätung. Nach längerer Bedenkzeit warf Carl-Ludwig Centner die Brocken hin, wohl nicht zuletzt unter dem Eindruck familiärer Verwerfungen. Er habe "die Reputation seiner Mutter schützen wollen", vermutet ein CDU-Kollege, der die Verhältnisse aus der Nähe kennt. Mindestens ein weiteres SPD-Vorstandsmitglied war unter dem Eindruck des unerfreulichen Abends bereits vorher zurückgetreten.

Bei einer Krisensitzung unter Einbeziehung aller Beteiligten versuchte Dreyer mit zweistündiger Seelenmassage zu retten, was nicht mehr zu retten war. Die offizielle Parole, man habe die Konflikte ausgeräumt und wolle geschlossen in den Wahlkampf gehen, hielt nicht lange. Das allseitige Schweigegelübde platzte, als anonyme Schreiben zu dem Vorgang bei den Medien aufliefen. Nur Carl-Ludwig Centner verweigert weiter eisern jegliche Aussage. Übrigens auch auf die Frage, ob man sich wieder vertragen habe.

Seine Mutter wird da deutlicher: Für Duran Kremer werde sie "ganz sicher keinen Wahlkampf machen".

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