Musikgeschichte(n): Wenn Musik glücklich macht

Musik · Heute ging mal wieder alles schief. Erst machte der Rasenmäher schlapp, und dann kam Onkel Franz nicht ins Haus, weil er den Schlüssel vergessen hatte.

Jetzt sitzt er endlich auf dem Sofa und hört seine Lieblingsmusik. "Nur ein paar Töne, schon bin ich ein anderer Mensch", verkündet Onkel Franz. "Gibt es denn so was?", wundert sich Paul. Gibt es. Dass uns Musik, die uns gefällt, schon bei den ersten Tönen glücklich macht, hat ganz viel mit dem Gehirn zu tun. Das haben Forscher herausgefunden. Im Gehirn gibt es eine Stelle, die "Belohnungszentrum" heißt. Der wissenschaftliche Name ist "Nucleus accumbens". Wenn wir Musik hören, wird unser Ohr mit vielen Signalen bombardiert, die von den Nervenzellen an unser Gehirn weitergegeben werden. Das Gehirn arbeitet wie eine andauernd laufende Sortiermaschine, die angenehme und unangenehme Reize trennt. Wird ein musikalischer Reiz weitergegeben, den das Gehirn als angenehm empfindet, wird er im Belohnungszentrum als ein angenehmes Erlebnis, als Glück eben, gespeichert. Hört jemand die gleiche Musik noch einmal, erkennt das Gehirn nicht nur das Musikstück. Es erkennt auch das angenehme Gefühl wieder, das man beim ersten Hören empfunden hat. Das Gehirn erkennt also das Glück wieder. So fühlt sich der Hörer schon bei den ersten Tönen glücklich und freut sich auf die Musik, die gleich kommt. Genau darauf setzen übrigens auch Erkennungsmelodien, die es oft im Fernsehen oder beim Radio gibt. Diese Sache mit der Glückspeicherung funktioniert mit einem ganz besonderen Stoff, der im Körper vorkommt und Dopamin heißt. Wenn das Gehirn das Glück markiert, verteilt es dabei noch etwas mehr Dopamin als nötig. Das führt dazu, dass man am liebsten gleich wieder das Musikstück hören will, das einen eben noch glücklich gemacht hat. So als ob man immer noch mehr Schokolade essen will. Unser Gehirn beschäftigt übrigens jede Menge Boten, die ihm Nachrichten überbringen. Dass wir einen musikalischen Reiz als angenehm empfinden und er deshalb markiert werden sollte, teilen dem Gehirn anderer Boten mit, die Endorphine heißen. Bleibt noch die Frage, wann finden wir Musik schön? Genau das haben die Forscher noch nicht herausgefunden. Man weiß nur, dass es einfache Melodien gibt, die alle Menschen schön finden, sogar die Babys. Und das überall auf der Welt. Eva-Maria Reuther

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