Das kranke System

Das Gesundheitswesen ist krank. Statt der erforderlichen Notoperation wird nur herumgedoktert, Symptome werden kurzzeitig kuriert, eine Heilung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Das System wird immer kranker.

Die Ausgaben steigen, die Einnahmen bleiben weitgehend gleich. Der Staat ist hilflos, versucht mit absurden Vorgaben für Ärzte und Kliniken, ein System zu retten, das nicht mehr zu retten ist. Die niedergelassenen Ärzte stöhnen zu Recht über eine überbordende Bürokratie und zu geringe Honorare, die sich nicht - wie in jedem anderen freien Beruf - am Markt orientieren, sondern von der Politik vorgegeben sind. Die Ausgaben sind gedeckelt, die Ärzte werden gegängelt. Auch wenn demnächst die Leistungen in Cent und Euro und nicht mehr nach einem völlig undurchsichtigen Punktesystem bezahlt werden, ändert das nichts daran, dass die Honorare noch immer staatlich festgelegt sind.Nicht besser sieht es bei den Kliniken aus. Auch sie hängen am Tropf von Bund und Ländern, die sich die Finanzierung der Krankenhauskosten teilen. Die Ausgaben explodieren: die Rekord-Energiepreise und die gestiegenen Tariflöhne reißen Löcher in die Finanzplanung. Doch anders wie in der freien Wirtschaft können diese Defizite nicht an die Kunden, in dem Fall die Patienten, weitergegeben werden. Die Klinik-Budgets sind genauso gedeckelt wie die der niedergelassenen Ärzte. Staatliche Reglementierung statt Markt-Orientierung. Für Lohnerhöhungen ist nur ein verschwindend geringer Prozentsatz in den Budgets vorgesehen. Während größere Kliniken die Mehrbelastung noch durch ein Mehr an Behandlungen (allerdings bei gleicher Personalstärke, damit zu Lasten der Ärzte, Pfleger und Patienten) ansatzweise kompensieren können, sind die kleinen Krankenhäuser auf dem Land in ihrer Existenz bedroht. Ihnen steht das Wasser bis zum Hals. Klinik-Schließungen sind derzeit im Land allerdings (noch) kein Thema - doch deutet man die Signale der Krankenkassen richtig - sie sprechen bereits von einer Überversorgung -, dann wird klar, dass das für die Kostenträger mittelfristig kein Tabu mehr ist. Daher tut eine Reform der Krankenhausfinanzierung not. Warum soll es für eine Hüftoperation in Saarburg mehr geben als in Kiel? Die Minister müssen sich endlich auf einheitliche Finanzierungsgrundlagen einigen. Wenn man jedoch sieht, wie die Gesundheitsminister im schleswig-holsteinischen Plön wieder einmal um jeden Cent streiten, besteht dafür wenig Hoffnung - das Herumdoktern wird weitergehen.

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