Fast zu schön, um wahr zu sein

Es ist fast wie im Märchen: Jahrelang liegen Rollfeld und Landebahn der früheren US-Airbase Bitburg nahezu ungenutzt in der Landschaft. Trotz der mit reichlich Verzögerung eintrudelnden Instrumenten-Fluggenehmigung, mit der auf dem Flugplatz Bitburg tatsächlich richtig große Flugzeuge starten und landen dürfen, steigen die Nachbar-Landkreise, die Stadt Trier und die Kammern aus dem einst regionalen Konversionsprojekt aus.

Der Flugplatz Bitburg GmbH, die mit dem ohnenhin chronisch klammen Eifelkreis Bitburg-Prüm und der Stadt Bitburg als Hauptanteilseigner die fliegerische Nutzung vorantreiben soll, droht damit das Geld auszugehen. Und plötzlich taucht eine Investorengruppe auf - wie ein Prinz auf einem weißen Pferd, um den Flugplatz mit Hunderten von Millionen Euro wachzuküssen. Schon in anderthalb Jahren sollen einige Hundert, in 15 Jahren sogar Tausende von Menschen am und rund um den "Bit-Airport" in Lohn und Brot sein - und dies, ohne dass die öffentliche Hand Jahr für Jahr Millionen-Verluste ausgleichen muss. Was für eine Perspektive für die Region!

Für Jubelstürme ist es allerdings noch zu früh. Denn zum einen wirken die Summen so fantastisch, dass ein gerüttelt Maß an Skepsis durchaus angebracht ist. Zumal es bisher keinem der inzwischen knapp 40 Regionalflughäfen in Deutschland, die seit der 90er-Jahre als Konversionsprojekte auf ehemaligen Militärbasen entstanden sind, gelungen ist, erwähnenswerte Gewinne zu erwirtschaften. Die meisten dieser Airports sind Millionengräber. Viele der kleinen Flughäfen erwirtschaften nach einer Studie der Deutschen Bank aus dem Jahr 2005 nicht einmal ihre Betriebskosten. Man wird also abwarten müssen, wie viele Millionen am Ende tatsächlich in den Ausbau gesteckt werden, wenn sich das Projekt als kurz- und mittelfristig nicht rentabel erweisen sollte. Denn eines muss allen klar sein: Die Investoren werden Rendite sehen wollen, und das nicht erst in 20 Jahren. Die rein private Trägerschaft spricht allerdings dafür, dass der Bit-Airport - anders als seine von Ländern und Kommunen mehr schlecht als recht vorangetriebenen Brüder und Schwestern - durchaus irgendwann in der Gewinnzone landen kann.

Eine weiterer nicht ganz unerheblicher Schuss Wasser im Flughafen-Wein dürfte der zu erwartende Widerstand in den umliegenden Orten werden. Denn nur die erste Ausbaustufe mit Flugzeug-Werft und ein wenig Cargo entspricht noch etwa dem, was die Flugplatz GmbH bisher als Ziel definiert hatte: ein Industrieflugplatz mit relativ wenigen Starts und Landungen und entsprechend eng umgrenzter Lärmbelastung. Sollten aber die angestrebten 2,5 Millionen Passagiere und ein florierender Frachtverkehr Realität werden, wird es mit der Ruhe in vielen Dörfern der Südeifel vorbei sein. Dies ist aber ein Preis, den die Region wohl zu zahlen bereit wäre, wenn die großen und schlüssigen Pläne der Investoren aufgehen. Denn 2000 Arbeitsplätze am Flughafen und ein Mehrfaches davon im Umfeld ohne öffentliche Subventionen wären ein wirtschaftliches Pfund in einem strukturschwachen Raum, das einige Nachteile aufwiegen kann.

l.ross@volksfreund.de

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