Krise in den Griff kriegen

Gustav Horn wird den Sonntagnachmittag und -abend im Kanzleramt verbringen. Der Leiter des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung ist einer von 30 Teilnehmern des Wirtschaftsgipfels, zu dem Angela Merkel geladen hat.

Berlin. Der Wirtschaftswissenschaftler hofft auf ein konkretes Ergebnis, wie er unserem Korrespondenten Werner Kolhoff erläuterte: die Bildung einer Konzertierten Aktion.

Wie tief wird die Rezession werden?

Gustav Horn: Ich halte ein Minus von rund zwei Prozent im nächsten Jahr für realistisch. Das wird die tiefste Rezession in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Die Zahl der Arbeitslosen kann wieder auf vier Millionen ansteigen. Der Arbeitsmarkt ist zwar kurzfristig robuster als früher. Das hält aber nicht lange.

Angela Merkel hat den Eindruck erweckt, nur 2009 werde ein Jahr schlechter Nachrichten, 2010 aber werde es wieder aufwärts gehen. Teilen Sie das?

Horn: Wir sind mitten in einer Weltwirtschaftskrise. Ob die Auswirkungen auch im Jahr 2010 noch so stark sein werden, hängt davon ab, was die Wirtschaftspolitik jetzt beschließt. Nicht nur die deutsche, sondern gemeinsam im europäischen Verbund. Man kann etwas tun.

Erwarten Sie konkrete Ergebnisse vom Wirtschaftsgipfel am Sonntag?

Horn: Das ist als Meinungsaustausch angelegt. Ich gehe davon aus, dass alle den Ernst der Krise deutlich machen und schnelle Entscheidungen anmahnen werden.

Bundespräsident Horst Köhler hat eine Konzertierte Aktion wie 1966 angeregt, also die Zusammenarbeit von Regierung, Wirtschaft und Gewerkschaften. Macht das derzeit Sinn?

Horn: Sogar sehr viel. Wir kriegen diese Krise nur in den Griff, wenn alle Seiten zusammenarbeiten. Ich schlage vor, dass wir am Sonntag übereinkommen, eine solche Konzertierte Aktion aufzunehmen. Das bedeutet, dass man die Runde in kleinerem Kreis in den nächsten Monaten fortsetzt und an den Problemen arbeitet. Wenn das so käme, wäre das ein gutes Ergebnis.

Die einen sagen, man müsse jetzt die Steuern senken, die anderen plädieren für ein Investitionsprogramm. Was schlagen Sie vor?

Horn:
Das können Konsumgutscheine sein, auch die Übernahme der Sozialabgaben durch den Staat. Es wäre beispielsweise denkbar, dass der Staat den Rentenbeitrag der Arbeitnehmer für einen Monat ganz oder für zwei Monate zur Hälfte aus Steuermitteln zahlt. Aber das muss ergänzt werden um öffentliche Investitionen, die etwas langsamer wirken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort