Leben auf dem Land darf kein Auslaufmodell werden

Welche Lösungen die Politik liefern muss.

 Florian Schlecht

Florian Schlecht

Foto: Klaus Kimmling

Berlin, Hamburg, München sind hip, cool - und ganz schön teuer. Das ist inzwischen schon ein alter Hut, und daher kommt es erst einmal nicht überraschend, wenn eine neue Immobilienstudie Alarm schlägt und genau in den boomenden Städten der Republik einen deutlichen Mangel an Wohnraum anprangert, der die Politik herausfordert.

Einen faden Beigeschmack hat hingegen die Botschaft, dass die Immobilieneuphorie angesichts historisch niedriger Zinsen zu einer Häuserschwemme auf dem Land geführt habe. Sie stellt heraus, dass das Leben im Dorf ein Auslaufmodell werde - und genau das darf nicht passieren.

Natürlich ist die Frage berechtigt, ob jedes ausgewiesene Baugebiet in so manch einem schrumpfenden Dorf klug ist. Es gibt reichlich Gemeinden, die seit Jahren auf ihren Grundstücken sitzen bleiben. Und in diesem Zusammenhang muss auch die Frage erlaubt sein, ob jedes Dorf den demografischen Wandel überstehen wird. Selbstverständlich ist nicht auszuschließen, dass sich so mancher Bauherr im Immobilienwahn noch gefährlich verpokert.

Doch den gesamten ländlichen Raum als völlig überbaut darzustellen, das wird der Lebenswelt nicht gerecht. Nicht der von jungen Menschen, die sich ein Eigenheim in den boomenden Metropolen gar nicht leisten können und die nicht aus Gier bauen, sondern aus dem Wunsch heraus, in den eigenen vier Wänden zu leben. Und nicht der von kreativen Gemeinden, die zugleich auf Unterstützung angewiesen sind, um im Wettbewerb mit Städten weiterhin bestehen zu können.

In Rheinland-Pfalz gibt es nach wie vor Gemeinden mit lahmem Internet. Es gibt nach wie vor Plätze, an denen es bei Telefonaten regelmäßig Funklöcher gibt. Grundschulen machen dicht, und auch Debatten um das Aus von Krankenhäusern könnten sich in den nächsten Jahren anschließen. In den Gemeinden mehren sich Leerstände. Das sind Probleme, die das positive Erscheinungsbild mancher Kommune verderben.

Es sind aber keine Probleme, die unlösbar sind. Es wird daher die große Aufgabe der Politik in den kommenden Jahren sein, die Frage zu beantworten, was die Gemeinden ihnen wert sind und wie sie diese auf ihrem Weg deutlich besser unterstützen kann - und zwar viel stärker als bisher. f.schlecht@volksfreund.de

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