Nicht mit Ruhm bekleckert

Das Chaos um die Schweinegrippe-Impfung geht weiter. Erst gab es ein tagelanges Hickhack über die Kosten des Grippeschutzes. Die Krankenkassen mussten von der damaligen Bundesgesundheitsministerin erst dazu verdonnert werden, diese zu bezahlen.



Dann stellten sich einige Kassen in Rheinland-Pfalz quer bei der normalen Grippe-Impfung. Kassen wie AOK, IKK Südwest oder Betriebskrankenkassen weigern sich wie bisher die Impfung für alle Versicherten zu zahlen. Sie wollen nur noch - wie offiziell empfohlen - für die Vorsorge bei Risikopatienten aufkommen.

Daraufhin schmollte die oberste Ärztevereinigung im Land und weigerte sich, die Massenimpfung gegen die Schweinegrippe wie in anderen Bundesländern zu organisieren. Die AOK sprang ein und suchte sich dann Ärzte aus, die impfen. So entstand ein Flickenteppich, in einigen Orten findet sich gar kein Impfarzt, in anderen hat man die Auswahl zwischen mehreren. Nun fehlt es noch am Impfstoff, weil anscheinend das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium den Startschuss für die Impfung der Risikopatienten gegeben hat, ohne die Apotheken rechtzeitig darüber zu informieren. Folge: Die Impfärzte müssen Patienten wieder nach Hause schicken. Die steigende Zahl der Impfwilligen wird verärgert und verunsichert.

Bislang hat sich bei der Organisation der Schweinegrippe-Impfung im Land keiner mit Ruhm bekleckert. Es kann nicht sein, dass eine Krankenkasse die Impfung organisiert und sich dann weder das Ministerium - das die Liste der Ärzte ohne Hinweis auf deren Entstehung veröffentlicht hat - noch die Ärztevereinigung für die Auswahl der Mediziner zuständig fühlt und an die AOK verweist.

Das Gesundheitsministerium als Aufsichtsbehörde hätte nicht zulassen dürfen, dass die Kassenärztliche Vereinigung einfach aus der Impforganisation aussteigt, nur wegen eines Honorarstreits. Wenn, wie Gesundheitsministerin Malu Dreyer jüngst noch einmal betonte, das neue Virus nicht zu unterschätzen ist und auch in Rheinland-Pfalz mit schweren Erkrankungen oder gar Toten zu rechnen ist, dann hätte man sich in ihrem Ministerium nicht nur darauf beschränken dürfen, den Impfstoff für über zwei Millionen Rheinland-Pfälzer zu ordern, sondern auch für einen geregelten Ablauf zu sorgen. Die Folge ist das derzeitige Chaos. Ärzte und Patienten werden im Stich gelassen. Ein Armutszeugnis.



wientjes@volksfreund.de

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