Nur so eine Idee

In aller Regel werden Wunschzettel vor Weihnachten geschrieben. So gesehen ist SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles reichlich spät mit ihrem Vorstoß gestartet, jungen Eltern künftig für zwei oder drei Jahre eine staatlich bezuschusste 30-Stunden-Arbeitswoche angedeihen zu lassen.

Aber ganz so ernst ist die Sache auch nicht gemeint. Dafür spricht schon der Umstand, dass sie in nachrichtenarmer Zeit platziert wurde. Sinn der Übung ist damit wohl eher die Schlagzeile als die Substanz. Zweifellos klingt es zunächst einmal populär, wenn sich Mütter und Väter durch eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit stärker um den Nachwuchs kümmern könnten. Auch gibt es genügend einschlägige Studien, in denen Eltern unisono einen Mangel an Zeit beklagen. Aber mit Schnellschüssen ist das Problem nicht gelöst. Das "Modell" von Nahles besteht praktisch nur aus wohlfeilen Begriffen. Was der Vorschlag kosten könnte, bleibt im Dunkeln. Kein Wunder. Eben erst hat die SPD ein üppiges Rentenmodell beschlossen, das, würde es tatsächlich wahr, zweistellige Milliardensummen verschlingen dürfte. Konsequenterweise müsste die Partei dieses Konzept nun sogar noch "nachbessern", denn wer verkürzt arbeitet, erhält nach der Logik des geltenden Umlagesystems später auch eine geringere Rente. Und das wollen die Genossen ja bekanntlich mit allen Mitteln verhindern. Durch eine 30-Stunden-Woche läge obendrein die Gefahr nah, dass noch mehr Frauen in der Teilzeitfalle landen - diesmal sogar mit staatlicher Förderung. Nach aller Erfahrung machen nämlich eher Mütter Abstriche an ihrer Berufskarriere als die Väter. Wie sagte SPD-Frontfrau Nahles so schön? Ihre Partei werde den Vorstoß "als Idee" im Wahlprogramm verankern. Dabei wird es dann auch bleiben. nachrichten.red@volksfreund.de

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