Ohne Illusion nach Kopenhagen

Seit dem Weltklimagipfel von Rio 1992 erleben wir das ewig gleiche, ermüdende Ritual: Alle paar Jahre treffen sich die internationalen Staatenlenker, um in wohlfeilen Sonntagsreden die Gefahren einer Welt-Klimakatastrophe zu beschwören.

Die Wissenschaftler bilanzieren den aktuellen Abstand zum Abgrund, der immer geringer wird. Einen Moment lang keimt die trügerische Hoffnung auf, es könne tatsächlich mal gehandelt statt nur geschwätzt werden. Aber dann bröckelt schon im Vorfeld die Front, man flüchtet sich in faule Formelkompromisse, statt verbindlicher Verträge gibt es Absichtserklärungen, die das Umweltpapier nicht wert sind, auf dem sie stehen.

Die Industriestaaten, die mit ihrem Verhalten das Weltklima verfrühstückt haben, verspüren keine Motivation, auch nur einen Bruchteil ihres Wohlstands für ein weltweites Programm zur Klimarettung auszugeben. Die jungen Tiger aus den Schwellenstaaten drängen viel zu sehr an die Fleischtöpfe, als dass sie viele Gedanken an die Folgen verschwenden würden. Und die wahrhaft armen Länder haben genug mit dem Kampf ums Überleben ihrer Bevölkerung zu tun und könnten sich allenfalls dann ums Klima kümmern, wenn die Reichen ihnen das ansatzweise finanzieren.

So blockiert einer den anderen, und jeder liefert seinem Nachbarn die Ausreden. Und die, die handeln könnten, die G8-Staaten samt EU, tun so, als seien sie nicht in der Lage, sich zu bewegen. Dabei hat die Geldmarktkrise gezeigt, wie schnell und effizient man Dinge tun kann, wenn man will. Die gleichen Staaten, die Billionen bewegt haben, um ihre von Zockern beinahe ruinierte Geldwirtschaft am Leben zu erhalten, sehen sich nicht in der Lage, ein 50-Milliarden-Programm auf die Beine zu stellen, das den Entwicklungsländern wirksamen Klimaschutz ermöglichen würde. Stattdessen kippen sie sogar eigene Zusagen, was die Reduzierung von CO{-2}-Emissionen angeht. Und der Umwelt-Messias Barack Obama entpuppt sich, wenn es um die Interessen seiner Auto- und Schwerindustrie geht, letztlich auch nur als windiger Fernsehprediger.

Ein Gutes hat der anstehende Gipfel in Kopenhagen: Dass etwas Zwingendes herauskommt, kann man jetzt schon ausschließen. Das erspart Enttäuschungen. Aber unsere Umweltpolitiker sollen uns bitte hinterher nicht die Absichtserklärung zur Vereinbarung eines Terminplans zur weiteren eventuellen Beratung potenzieller Maßnahmen als Erfolg verkaufen.

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