Balanceakt für Berlin

Die Begeisterung über den Wahlsieg von Emmanuel Macron ist groß. Auch in Deutschland.

 Stefan Vetter

Stefan Vetter

Foto: Mathias Krohn

Die Bundeskanzlerin nannte den Triumph des smarten Franzosen "ein klares Bekenntnis zu Europa". Wirklich? Soll Europa tatsächlich wieder zur Herzensangelegenheit werden, dann kann jedenfalls auch Deutschland nicht einfach so weitermachen wie bisher. Macron braucht schnelle Erfolge im Kampf gegen die französische Wirtschaftskrise. Und Berlin muss dem neuen Hoffnungsträger dabei helfen. Ansonsten wäre ein Sieg Le Pens nur auf die nächste Wahl in fünf Jahren vertagt. Und dann würde es richtig teuer. In jeder Hinsicht.

Zweifellos gibt es eine weitverbreitete Abneigung gegenüber der deutschen EU-Politik. Berlin gilt als Oberlehrer, der andere Mitgliedstaaten gängelt, insbesondere in Sachen Schulden. Ohne Reformen dürfte auch der Schuldenabbau kaum zu stemmen sein. Derart wenig populäre Maßnahmen müssen europäisch flankiert werden. Hier mauert vor allem der deutsche Finanzminister. Bleibt es dabei, wird Macron keinen Erfolg haben. Kompromisse sind notwendig. Für Merkel wird das deutsch-französische Verhältnis damit auch zum Balanceakt zwischen europäischer Vernunft und den Erwartungen der eigenen Bevölkerung. nachrichten.red@volksfreund.de

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