Architektonisches Merkmal

Zum Leserbrief "Kein Neubau" (TV vom 5./6. Dezember) meint dieser Leser:

Die Leserbriefschreiberin Frau Kiemes vermischt, ebenso wie die rechtsradikale Schweizerische Volkspartei mit ihren Abstimmungsplakaten, unzulässig zwei Aspekte des Islam beziehungsweise des Islamismus: das Minarett und die Burka.

Die Burka - hier hat Helga Kiemes recht - ist tatsächlich Ausdruck der Unterdrückung der muslimischen Frauen: direkt, wenn sie von ihren Ehemännern oder ihren Familien zum Tragen einer Burka gezwungen werden oder wenn sie ihre Unterdrückung so sehr internalisiert haben, dass sie die Burka "freiwillig" tragen, indirekt, wenn sie ohne einen solchen müllsackähnlichen Umhang fürchten müssen, auf der Straße beschimpft, geschlagen, vergewaltigt oder ermordet zu werden.

Das Minarett dagegen ist nur ein architektonisches Merkmal einer Moschee - wie der Kirchturm ein architektonisches Merkmal einer Kirche ist.

Das sattsam bekannte Argument, in vielen muslimischen Ländern gebe es keine christlichen Kirchen, weshalb man hier auch keine Moscheen oder zumindest keine Minarette dulden müsse, entspringt selbst der Intoleranz.

Man kann die Musliminnen und Muslime nicht pauschal für die Intoleranz mancher muslimischer Regierungen verantwortlich machen, und ein antidemokratisches und intolerantes Regime wie etwa das Saudi-Arabiens ist als Vorbild für einen demokratischen Staat ungeeignet.

Nicht die Minarette sind bedrohlich, sondern das, was in manchen Moscheen - ob mit oder ohne Minarett - gelehrt und gepredigt wird.

Wer jemals den Koran gelesen hat, dem sind sicher nicht nur die ermüdenden ständigen Wiederholungen aufgefallen, sondern insbesondere auch die seitenlangen Tiraden gegen die "Ungläubigen". Wenn man nun, wie die islamischen Fundamentalisten, Mohammeds Hass predigten als ewig unverändert gültiges Wort betrachtet, ist dies zweifellos kein Beitrag zum Frieden.

Aber darum ging es der Schweizerischen Volkspartei (SVP) nicht, sondern nur darum, ein völkisch, rassistisch und religiös aufgeladenes Ressentiment gegen eine Minderheit zu schüren.

Robert Seidenath, Gusterath

religion

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort