Auf Kosten der Wirte

Zum Artikel "Neue Ideen für Kneipen" (TV vom 14. März):

Meine Ehefrau betreibt seit 20 Jahren eine Dorfgaststätte und führte bisher im Ausschank nur Fassbier der Bitburger Brauerei. Die letzte Bierpreiserhöhung der Brauerei haben wir nicht an unsere Kunden weitergegeben, weil sie von vielen Gästen nicht akzeptiert worden wäre.Mehr als verwundert und verärgert bin ich nun über die neuen Marketingkonzepte der Bitburger Brauerei. Dort wird eine neue Kleinzapfanlage für Zehn-Liter-Mehrwegfässer als größte Hoffnung für die kleine und mittlere Gastronomielandschaft dargestellt. Dies erachte ich jedoch als Verdummung der Gastwirte, weil dieses Konzept genau das Gegenteil bewirkt. Nach Absenkung der Promille-Grenze für Autofahrer sowie Rauchverbot in Gaststätten und höheren Bierpreisen bleiben immer mehr Gäste weg. Wie die neue Zapfanlage mit einem 15 Prozent höheren Bierpreis für Zehn-Liter-Fässer, zusätzlich zu den in Gaststätten sowieso vorhandenen Zapfanlagen und Kühlräumen, zur Umsatzsteigerung beitragen soll, kann sich mir nicht erschließen. Dies würde zu einer weiteren Preiserhöhung oder bei gleichem Bierpreis in der Gaststätte zu einer Gewinnschmälerung für den Wirt führen.Scheinbar ziehen dunkle Wolken über der bisher heilen Premium-Welt auf. Um den Bierausstoß zu halten, heißt die Devise nunmehr "Kommt der Kunde nicht mehr in die Kneipe zum Bier, liefern wir es ihm nach Hause". Genau dafür ist meines Erachtens die Kleinzapfanlage konzipiert worden. Die Kunden trinken ihr Fassbier zuhause, und damit geht den Gaststätten noch mehr Umsatz verloren, was mit dazu führen wird, dass immer mehr den Betrieb aufgeben werden, ja müssen, weil es sich mangels Gewinn nicht mehr lohnt.Da es durch die im Artikel dargestellte Innovation der Bitburger Brauerei den Wirten nicht besser gehen kann, wird nur die Brauerei davon profitieren, weil es für die Umsatzmaximierung augenscheinlich egal ist, auf welchem Weg - über die Gaststätte oder den Supermarkt - die Ware zum Biertrinker gelangt. Die Gastwirte sind die Verlierer.Horst Nelsen, Niederstadtfeld GASTRONOMIE

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