Der schwerste Moment einer Ministerin

Politik

Zu den Artikel "Warum fiel der Hubschrauber vom Himmel?" (TV vom 28. Juli):
Als Afghanistan-Veteran ist es sehr schwierig, diesen Artikel zu lesen, ohne emotionell zu werden und polemisch zu reagieren. Trotz allem werde ich mein Bestes versuchen, um sachlich zu bleiben.
Seinerzeit hatten wir in Kabul einen Mangel an der notwendigen Ausrüstung: Die dienstlich gelieferten Schuhe waren nicht einsatztauglich; fast jeder Soldat beschaffte sich privat entsprechendes Schuhwerk.
Pistolen mit Holster wurden ausgeteilt, aber kein Equipment, mittels dessen man Pistole und Holster tragen konnte; hier sorgte der ortsansässige Schneider/Schuhmacher mittels einer Eigenkonstruktion, natürlich auf Kosten des Soldaten, für Abhilfe.
Eine Kommunikationsverbindung zur Einsatzleitung bestand nur mittels Mobiltelefon!
Das Essen war so grottenschlecht, dass US-Soldaten dies als"lean cuisine"" bezeichneten; wer die Möglichkeit hatte, aß halt bei den Kanadiern.
Im Bezug auf Mali möchte ich auf einen Artikel im Reservistenmagazin Loyal hinweisen, den jeder im Internet nachlesen kann (https:// <%LINK auto="true" href="http://www.reservistenverband.de/php/evewa2.php?menu=0110&" text="www.reservistenverband.de/php/evewa2.php?menu=0110&" class="more"%> ;newsid=36960).

Ich zitiere auszugsweise aus diesem sehr interessanten Artikel:

"Die Bundeswehr hat mit dem Transport von acht Hubschraubern NH90 und Tiger nach Mali begonnen, obwohl das Verteidigungsministerium beide Helikoptermuster als grundsätzlich "nicht einsatzreif" beschreibt. (...)
Der Inspekteur des Heeres soll nach Angaben von Bundestagsabgeordneten vom Einsatz der Helikopter in Mali abgeraten haben, sei aber vom Ministerium überstimmt worden. Die Konsequenzen für die Regenerations- und damit für die künftige Einsatzfähigkeit der Heeresflieger seien von der Heeresführung in Strausberg als erheblich beschrieben worden, heißt es. Das Ministerium habe das jedoch im Vergleich zu den Folgen, die eine Absage der Hubschrauber für den gesamten Mali-Einsatz und Deutschlands Engagement in den Vereinten Nationen gehabt hätte, als nachrangig betrachtet. "

Das sagt unsere Verteidigungsministerin dazu: "Der Tod dieser Männer im Dienste unseres Landes trifft uns alle tief und er macht uns unendlich traurig. Ich verneige mich vor der Leistung und dem Opfer der beiden Soldaten. Und meine Gebete und mein tiefes Mitgefühl gelten den Familien, Freunden, Kameradinnen und Kameraden. Die gesamte Bundeswehr trauert um diese tapferen Soldaten. Ihr Tod ist ein schmerzlicher Verlust."
Ministerieller Stolz und mutmaßlich/offensichtlich nicht einsatzreifes Material kostete zwei Soldaten (Familienväter?) das Leben. Wie viele unserer Kinder, unser Schwester und Brüder sollen diesem Stolz und dieser Ignoranz noch geopfert werden? Wie oft möchte sich unsere Verteidigungsministerin noch deswegen vor ihren toten Soldaten verneigen?
Verstehen Sie mich nicht falsch; es geht mir nicht um die Sinnhaftigkeit von Auslandseinsätzen, sondern darum, dass, wenn wir unsere Bundeswehr in den Auslands- (Kriegs-) Einsatz schicken, sie auch mit Material von guter Qualität in ausreichender Quantität ausrüsten.
Das Ganze erinnert mich etwas zu sehr an den unseligen Russlandfeldzug, als unsere Väter und Großväter im Sommerkostüm in den russischen Winter geschickt wurden.
Ich bin so froh, dass in der Bundeswehr keine Wehrmachtstraditionen geduldet werden.
Bernd Steil

Trier

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