Ein Streik wirkt manchmal Wunder

Zum Artikel "Schulbusse: Zustände oft skandalös" (TV vom 26. Oktober):

Überfüllte Schulbusse, die in immer größer werdende Schulzentren fahren! Dieses Thema ist schon so alt wie unser modernes Schulsystem, in dem man zehnjährige Kinder der Obhut der Grundschule entreißt, um sie der fachorientierten höheren Bildung zuzuführen. Doch bevor ich mich darüber halb tot lache, meine Ansicht: Unsere drei Kinder mussten und müssen noch dieses Martyrium tagtäglich über sich ergehen lassen, wenn sie dann erst mit dem Zug von Wiltingen nach Konz und dann mit dem Bus vom Hauptbahnhof Konz ins Schulzentrum gekarrt werden. Und die ganze Prozedur für eine Strecke, die Luftlinie nicht mal fünf Kilometer von zu Hause entfernt ist. Morgens eine Stunde hin, mittags eine Stunde zurück vorausgesetzt, die Lokführer streiken nicht. Apropos Streik: Im Schuljahr 1969/70, als noch gut drei Viertel der Wiltinger Schüler die Hauptschule in Konz besuchten (aus fast allen wurden fleißige rechtschaffene Bürger), wurde auch schon mal mit Erfolg gegen total überfüllte und zu früh abfahrende Busse gestreikt. Alle Schüler kamen pünktlich zur Bushaltestelle auf dem Dorfplatz, aber keiner stieg bei Eintreffen des Busses ein. Alles organisiert und mit dem Einverständnis der Eltern. Eine Woche später fuhr der Bus statt 6:50 Uhr um 7:40 Uhr ab. Jeder hatte einen Sitzplatz, da der Bus ohne weitere Stopps direkt zur Schule fuhr. Ob man heute wieder Eltern dazu bewegen kann, einer solchen Aktion zuzustimmen, bezweifle ich. Das Kind könnte ja in der Schule in Misskredit fallen, eine Viertelnote schlechter bewertet werden, dadurch im Abitur versagen, ja die ganze Karriere könnte damit gefährdet sein. Außerdem, glaubt man der Politik, ist für einen ordentlichen Schüler-Transport sowieso kein Geld da. Dieses wurde leider schon für Baumaßnahmen ausgegeben, dass es mir die Sprache verschlägt.Walter Weber, Wiltingen schule

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