Eitler Eifer

Zu den Artikeln "Specht und Kreuzkröte stoppen Baumaschinen", "Vorfahrt für das Leben" und "Wenn der Bagger den Hamster bedroht" (TV vom 24. September):

Wir entwickeln unsere Zivilisation Schritt für Schritt weiter und haben inzwischen einen Stand erreicht, in dem wir der Kreuzkröte und dem Specht genauso Gehör schenken wie der Baumaschine. Das ist ehrenwert und scheint vorbildlich. Doch Vorsicht vor der Pharisäerfalle: So wie die Giraffe im Zoo leicht sagen kann, man solle das Laub der Savannenbäume nicht anknabbern, und der Eisbär im Zoo empfiehlt, die Fische und Robben in der Arktis zu schonen, denn sie kriegen ihr Futter ja sicher vom Wärter, so haben wir in unserer deutschen Umwelt-Gelehrsamkeit gut reden von einer intakten Umwelt, indem wir unsere eigenen Lebensmittel nicht ausschließlich auf unserer eigenen Scholle erzeugen, sondern einen erheblichen Anteil derselben an anderen Stellen der Welt anbauen lassen.Wir nehmen andernorts Flächen in Anspruch, die dort vielleicht viel wichtiger wären für eine ökologische Umsteuerung als die "Maßnahmen", die wir hier zum Ausgleich von Eingriffen in Natur und Umwelt durchführen. Unser Ökologie-Blick sollte sich einmal um die Ökologie-Schäden kümmern, die wir außerhalb Deutschlands anrichten, und dorthin unsere Umwelt-Skrupel und unseren Umwelt-Geldbeutel lenken, dann könnten unsere hauseigenen Umweltkonflikte möglicherweise sehr harmlos und unser diesbezüglicher Polit-Eifer sehr eitel erscheinen. Eckart Leipprand, Trier naturschutz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort