Geist(er) der Revolution

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Hin und wieder melden sich Leser mit dem Hinweis, dass "Trierischer Volksfreund" ein recht merkwürdiger Titel für eine Zeitung sei. Einige mutmaßen provinziellen Mief, andere wittern politisch rechtslastige Tendenzen. Cornelia Söllner aus Trier meint: Sie hätten bestimmt 30 Prozent mehr Abonnenten, wenn Sie sich für einen anderen Namen entscheiden würden!Liebe Frau Söllner,vielen Dank für Ihre Zuschrift. Die Idee, den historischen Zeitungs-Titel zu ändern, kommt immer wieder mal auf - und wird meist schnell verworfen. Der Trierische Volksfreund ist seit 130 Jahren am Markt erfolgreich - und längst zu einer Marke geworden, zu einer Institution. Für die Menschen in der Region Trier-Eifel-Mosel-Hunsrück sind wir "der Volksfreund" oder "der TV". Manche Zugereiste wundern sich, sie denken beim Kürzel TV an das Fernsehen (TeleVision). In der Region kennt jeder den Namen "Volksfreund". Er ist unverwechselbar. Wie Persil, Coca-Cola oder Mercedes. Eine so starke Marke aufzubauen, dauert lange. Es gilt, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, sie von der Qualität des Produkts zu überzeugen, sie stets aufs Neue zu begeistern und das Angebot weiterzuentwickeln. Genau das tun wir. Zwei Beispiele: Unser Internet-Portal volksfreund.de wird täglich zehntausendfach besucht, unter volksfreund.tv senden wir wochentags ab 16 Uhr Video-Nachrichten aus der Region - die Traditionsmarke hat den Sprung ins Multimedia-Zeitalter geschafft.Derlei revolutionäre Neuerungen im Nachrichtengeschäft hat sich der "Volksfreund"-Urahn nicht in seinen kühnsten Visionen ausgemalt: Jean-Paul Marat, ein Held der Französischen Revolution. Kurz nach dem Sturm auf die Bastille gründete der Arzt, Verleger, Journalist und linksradikale Politiker im Spätsommer 1789 die volksnahe, antimonarchistische Zeitung "L'Ami du Peuple", zu deutsch "Der Volksfreund". Das einflussreiche Blatt erschien vier Jahre lang in Paris, mitunter zweimal täglich, in einer Auflage von etwa 2000 Exemplaren - bis zur Ermordung Marats am 13. Juli 1793."L'Ami du Peuple" wurde zum Vorbild für viele Zeitungen, eine Zeitlang schossen "Volksfreunde" fast wie Pilze aus dem Boden. Offenbar fanden auch die Trierer Druckerei-Besitzer Koch und Philippi Gefallen an dem populären Titel, als sie 1878 beschlossen, das "Trierische Anzeigeblatt" zu modernisieren - und ihre Zeitung fortan "Trierischer Volksfreund" nannten.Schönes Wochenende!Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur Lob, Kritik, Anregungen?E-Mail: forum@volksfreund.deBrief oder Postkarte:Trierischer Volksfreund, ForumHanns-Martin-Schleyer-Str. 854294 Trier

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