Gestalten statt verwalten

Die Analyse von Carl-Heinz Müller, Präsident der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), muss jeden Bürger wachrütteln: Selbst Städte wie Konz sind trotz drohender ärztlicher Unterversorgung als Standort für Praxis-Übernahmen offenbar nicht mehr interessant.

Das kann nicht verwundern, denn wer gründet schon ein Unternehmen, das unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen kaum Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg hat. Wir brauchen in Deutschland im Gesundheitswesen endlich verlässliche Perspektiven, damit junge Mediziner wieder bereit sind, langfristig am Standort Deutschland zu investieren und nicht ihr Heil bei unseren Nachbarn suchen. Das bedingt die Eliminierung der planwirtschaftlichen Elemente in unserem Kassenarztwesen durch eine leistungsbezogene, transparente Bezahlung der Ärzte. Das bedeutet auch die Schärfung des Kostenbewusstseins von uns Patienten, indem wir Kenntnis erhalten über die Höhe und den Umfang der berechneten Arztleistungen. In Frankreich und Luxemburg zahlt man übrigens seinen Arzt selber und bekommt die Rechnungen im Rahmen der Erstattungsrichtlinien von seiner Krankenkasse zurückerstattet. Um den Ärztemangel kurzfristig zu bekämpfen, sollte die KV ihre Ärzteschaft ersuchen, von der Möglichkeit aktiv Gebrauch zu machen, über das 68. Lebensjahr hinaus ihre Praxen weiterzuführen. Ferner: Wie wäre es mit der Schaffung einer Praxis-Börse, in der ältere, niedergelassene Kollegen mit jungen Medizinern zusammengeführt werden, um sich in einer Art "Joint venture" die Praxis zu teilen? Jedenfalls besteht akuter Handlungsbedarf: Gestalten statt verwalten sollte das Leitmotiv aller gesundheitspolitischen Akteure sein! Hartmut H. J. Schwiering, Konz

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