Gut, dass er nicht geschwiegen hat

Zum Kommentar "Ein Wort zu viel" (TV vom 17. September) und den Leserbriefen dazu erhielten wir diese Zuschrift:

Die Kritik an Peter Reinharts Kommentar "Ein Wort zu viel" kann nicht unwidersprochen bleiben. Herr Reinhart bestreitet Kardinal Meisner keineswegs das Recht, sein mittelalterliches Verständnis von Kultur öffentlich zu vertreten, sondern er wendet sich dagegen, dass der Kardinal Kultur, die nicht seinem Verständnis von Kultur entspricht, als "entartet" bezeichnet.Als "entartet" galten im NS-Regime alle Kunstwerke und kulturellen Strömungen, die mit dem Kunstverständnis und Schönheitsideal der Nationalsozialisten nicht in Einklang zu bringen waren. Künstler wurden verfolgt, gedemütigt, und ihre Werke konfisziert oder vernichtet.Auf dem Hintergrund dieser historischen Erfahrungen sollte es jedem, der um die historischen Zusammenhänge weiß, unmöglich sein, den Begriff "entartet" in Zusammenhang mit Kunst oder Kultur gedankenlos zu gebrauchen. Was Herr Reinhart macht, ist nicht Wortklauberei, sondern er kommentiert die Aussage Meisners mit Blick auf den historischen Hintergrund und versucht, seine Leser für die Wirkung von Sprache zu sensibilisieren. Damit leistet er auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung. Gut, dass er nicht geschwiegen hat!Marlies Petermann, Trier kardinal meisner

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