Im Kampf gegen den Hunger in der Welt ist neues Denken gefragt

Zum Artikel "Der Welt droht ein Hunger-Jahrhundert" (TV vom 15. Oktober):

Über eine Milliarde Menschen, darunter ein erschreckend hoher Anteil an Kindern, durchwühlt täglich den Wohlstandsmüll der reichen Oberschicht nach Essbarem oder Verkäuflichem, und die Lage verschärft sich von Tag zu Tag. Das allgemeine Erklärungsmodell kennen wir: Die von Amerika ausgehende Weltfinanzkrise führt zu weltweiter Rezession, diese wiederum zum Ausbleiben von Investitionen und zu Arbeitslosigkeit und Armut. Gute Beispiele dafür sind die derzeitige Krise im Diamanten-Bergbau von Gabun oder der stockende Bau von Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen in Kambodscha, wo die Menschen das Wasser trinken, das wenige Meter weiter mit Fäkalien verschmutzt wird, was zu extremen Magen-Darm-Erkrankungen und zu hoher Kindersterblichkeit führt. Experten wie Jean Ziegler (Uno) und Paul Collier (Oxford University) differenzieren und zeigen Paradoxien auf bei der Erklärung, wie der Hunger in die Welt kommt und immer stärker wird: Es gibt zum Beispiel 10 000 Baumwollfarmer in den USA, deren Produktion von der Regierung mit hohen Subventionen bedacht wird. Der Weltmarktpreis für Baumwolle fällt, und alleine in Afrika rutschen rund 20 Millionen Menschen aus diesem Produktionsbereich in die Armut ab. Das Paradoxe: Die Verursacher der Not lassen eine Hilfsorganisation nach der anderen vor Ort anrücken, um das Schlimmste zu verhindern.

Ein weiteres Paradoxon: Der Papst verbietet den Kondomgebrauch und warnt ausgerechnet die Ärmsten in den Elendssiedlungen vor "Materialismus": Überbevölkerung und die sich wieder schneller ausbreitende Aids-Seuche sind die Folge (und die straff organisierte Kirchenjugend klatscht auch noch dazu).

Dass den korrupten Regierungen in aller Welt die Notlage der eigenen Bevölkerung gleichgültig ist, ist nichts Neues. Wir aber haben die Freiheit und die Pflicht, uns solchen Verhältnissen zu widersetzen, ein jeder an seinem Platz.



Jürgen Adam, Deuselbach

wirtschaft

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort