Kein anonymer Haufen

Es ist schon verwunderlich, dass Symbole in unserer Gesellschaft scheinbar einen bedeutend höheren Stellenwert haben als Lebewesen. Wo bleibt der große Aufschrei über das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes mit seinem Vorsitzenden Richter Dieter Kley, der das Schächten, das Töten von Tieren ohne jede Betäubung, nun gesetzlich erlaubt und Religionsfreiheit, was auch immer man darunter verstehen mag, vor den Schutz der Tiere stellt?

Was bedeutet eigentlich in unserem Grundgesetz "Tierschutz als Staatsziel"? Ich finde es einfach nur traurig, dass ein abgehängtes Kreuz in einem neutralen Gerichtsgebäude angeblich das Land spalten kann und für enormen Diskussionsstoff auf allen Ebenen sorgt. Hier können Kinder aufs Schwerste misshandelt und ermordet werden, es können Frauen versklavt und Tiere aufs Schändlichste gequält werden. Unsere Senioren können in den Seniorenresidenzen dahinvegetieren, und die Amokläufer können Menschen umbringen. Unsere Politiker und Großindustriellen können belügen, betrügen und sich die Taschen vollstopfen. Was geschieht dann? Ich würde mir dann eine ebensolche Resonanz wünschen. Eine Gesellschaft kann man nicht an ihren Symbolen messen, sondern eine Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Unsere Gesellschaft, und das ist nicht ein anonymer Haufen, sondern das sind wir alle, geht mit unseren schwächsten Mitgliedern - Kinder, Alte, Kranke und Tiere - verdammt schlecht um. Die soziale Kälte in Deutschland ist beängstigend im Vergleich mit der warmen Herzlichkeit anderer Nationen. Mit diesem ganzen Getue um ein abgehängtes oder aufgehängtes Kreuz werden wir den Werteverfall sicherlich nicht stoppen. Wir sollten uns lieber wieder auf unsere Menschlichkeit mit unseren Mitmenschen, Tieren und der Natur besinnen. Walburga Rink, Plütscheid

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