Keine Akzeptanz in der Gesellschaft

Zum Kommentar "Viel zu wenig" (TV vom 25. September):

Seit den ersten Aktionen des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) erlebt man, dass eine Gruppierung einzelner Milch-Erzeuger den gesamten bäuerlichen Berufsstand und dessen Ansehen beschädigt.

Einst standen Winzer, Ackerbauern oder Schweine-Erzeuger wie ich Schulter an Schulter füreinander ein und kämpften miteinander für die agrarpolitischen Forderungen. Diese Kultur zerstört der BDM nun.

Ich habe Verständnis für die Situation der Milch-Erzeuger, akzeptiere aber diese Art des Protestes nicht. Der Deutsche Bauernverband (DBV) reagiert in diesem Zusammenhang richtig. Von dieser Art des Protests distanziert sich auch eine Reihe von anderen Berufskollegen, die der Bauernverband in der Gesamtheit vertritt.

Die Aktionen der BDM wirken, je mehr es werden, in der Öffentlichkeit immer unglaubwürdiger und finden keine Akzeptanz in der Gesellschaft. Fast die gesamte Wirtschaft durchlebt zurzeit aufgrund der Finanzkrise harte Zeiten - wir auch. Nicht nur Milchbauern, sondern alle Produktionszweige in der Landwirtschaft.

Wir stehen von unserem Selbstverständnis her für eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Landwirtschaft. Gerade aus ethischen Gründen ist es inakzeptabel, Lebensmittel zu vernichten. Wir Landwirte sind eine gesellschaftliche Minderheit, auf Mitstreiter für unsere Belange angewiesen. Dies erreicht man nur mit einer fairen demokratischen Streitkultur.

In dieser Situation sind Strategien gefragt, die die Positionen des Lebensmittel-Einzelhandels hinterfragen und eine im Sinne landwirtschaftlicher Erzeugnisse nachhaltige und eine höhere Wertschöpfung für unsere Betriebe erreichen.

Zum Kommentar von Damian Schwickerath bleibt mir nur zu sagen, dass der Bauernverband aus ehrenamtlichen Verantwortungsträgern besteht, die im Hauptberuf ihren Aufgaben im Betrieb nachgehen. Daher sind entgegen der Feststellung des Kommentators die Verantwortlichen des Bauernverbandes sehr nah an der Basis und wissen die Situation in den Betrieben sehr genau einzuschätzen und verdienen daher einen fairen Umgang und keine pöbelnden Sprüche.

Jörg Ritgen, Morbach

Anm. d. Red.: Herr Ritgen ist stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauern- und Winzerverbands Bernkastel-Wittlich

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