Kolossal

Zum Artikel "Nebel der Geschichte" und den Erinnerungen von Alt-Kanzler Helmut Kohl (TV vom 17./18. November) erhielten wir diese Zuschrift:

"Wir hatten kein Handbuch." Diese Entschuldigung Helmut Kohls für die, sagen wir ruhig verschlampte Einheit und deren Folgen, kann nicht unwidersprochen so stehen bleiben. Er hätte sein Handbuch sehr wohl haben können, will heißen: unzählige. Er hatte Handbücher für den Krieg, warum nicht für den Frieden? War der Krieg so viel wahrscheinlicher, der Frieden dagegen so undenkbar, dass nur Szenarien für den Krieg durchgespielt werden konnten? Niemand, Ost oder West, scheint auf die Idee zu kommen, den anderen "Ernstfall", nämlich den Frieden, mit Fantasie und Ernsthaftigkeit zu durchdenken. Dass der Osten, sprich Warschauer Pakt, damals kein Interesse daran hatte, ist logisch. Das Versagen des Westens, allen voran der Bonner Republik, ist aber nicht zu entschuldigen. Sie wurden genauso mit der Hose um die Knöchel erwischt wie allen anderen auch. Sie haben wohl ihre eigenen hehren Sonntagsreden nicht geglaubt. Sie hatten versäumt, ein "Handbuch" zusammenzustellen, und so konnte die deutsche Einheit nur blind angegangen werden. Dieses kolossale Versäumnis wirkt bis in die heutigen Tage nach. Der promovierte Historiker(!) Helmut Kohl versucht vergebens, die Verantwortung für dieses Versagen abzutun. Er ist aber durchschaut worden.James Doddrigde, Trier deutsche einheit

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