Kultur

Zur Berichterstattung über die Querelen um das Theater Trier und seinen Intendanten:

 Der Rest ist Schweigen: Maske, früher im Theatergarten, inzwischen entsorgt. TV-Foto: Archiv/F. Vetter

Der Rest ist Schweigen: Maske, früher im Theatergarten, inzwischen entsorgt. TV-Foto: Archiv/F. Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Theater, Theater … Bemerkt wird auf einmal, dass es nicht besonders originell war, die "Großherzogin von Gerolstein" zum kaufmännischen Leiter eines Unternehmens zu machen. Bemerkenswert, dass man den größten Bewunderer des Herrn Sibelius nunmehr zu dessen Nachfolger im Finanzbereich macht, also sozusagen den "Bock zum Gärtner". Bewundernswert die Idee, mit der Einrichtung einer zusätzlichen Planstelle eines Theaterkämmerers zu Etat-Einsparungen kommen zu wollen, berichtet wurde vor einigen Wochen von einer Etat-Überschreitung von einer Million Euro im Jahr 2015, und im Mai 2016 wurde prophezeit, dass es 2016 wohl 1,3 Millionen Euro sein werden; verlautbart wurde zunächst aus dem Rathaus, die Überschreitung 2015 beruhe zum Teil auf Altlasten aus der Zeit des Sibelius-Vorgängers Gerhard Weber (bemerkt sei: Der Vorgänger des Herrn S. ist in diesem Jahr Herr S. selbst). Bedenkenswert, was Trier mit 2,6 Millionen Euro weniger Verlusten alles hätte realisieren können, insbesondere auch an der Infrastruktur im Theaterbereich. "Unfein" finde ich die Tatsache, dass der Dienstherr seinem "Mitarbeiter" die Kündigung eines Teils seiner Aufgaben per Presse ausspricht, anstatt ihn vorher zu informieren. Vermutlich ist dem klar, was eine Haushaltssperre für alle freiwilligen Leistungen bedeutet, bestraft werden kulturelle, sportliche und karitative Einrichtungen, auch wenn sie nix mit dem Theater am Hut haben, letztlich fast alle Trierer Steuerzahler, ob Theaterbesucher oder nicht, vertrauen will weiterhin der famose Herr Egger seinem Intendanten! Bedauerlicherweise wird man das im Anstellungsvertrag mit Herrn S. festgeschriebene Salär nicht einseitig ändern können, sodass er weiterhin mehr verdienen wird als der Oberbürgermeister. Bewährt hat sich da eine probate Methode, die sicherlich auch in diesem Fall anwendbar wäre, nämlich die Bezüge des Oberbürgermeisters so weit zu erhöhen, bis sie fünf Euro über denen des Intendanten liegen. Bemerkt, Notizen aus der Provinz! Hermann Rass, Bitburg Die Zeit der feierlichen Theaterbesuche in Festtagskleidung ist in Trier vorbei. Die Bürger haben verstanden: "Alles ist anders", auch den Aufruf: "Verrückt Euch!" und sind von ihrem abonnierten Theatersessel auf das heimische Sofa gerückt und genießen dort kostenlos und ohne Parkplatzsuche volksfreund.de exklusiv. Dort können sie lesen von den abgesagten Nero-Hero-Inszenierungen und dem so ersparten Budget von 377 000 Euro, auch von der Sparmöglichkeit des gesamten Theateretats von 15 Millionen Euro, weil sich die Bühne längst vor das Bühnenschiedsgericht verlegt hat: der Schauspieldirektor Ulf Frötzschner, Frau Julia Haebler und der Opernsänger Christian Sist werden ihre Vorstellung vermutlich dort ebenso abgeben wie eine Frau, die als Marketingleiterin vorgesehen war. Das Stück "Die rote Wand" ist ebenfalls dahingefahren, auch nicht auf die Bühne, sondern vor die Wand. Der ehemalige Theaterbesucher flieht gedanklich zu weiteren Sparmöglichkeiten: Sämtliche Opernsänger und Schauspieler wurden bereits gekündigt, auch der Verwaltungsdirektor fiel weg. Jetzt nur noch die Bühne zu, und dann kann jeder Trierer Bürger - vom Baby bis zum Greis - 150 Euro pro Jahr sparen, also 750 Euro in einer einzigen Intendantenzeit, allerdings um den Preis der kulturellen Euthanasie und des bitteren Verschleißes von Mitgefühl und Fürsorge um das gebeutelte Theater. Dr. Katrin Hülsmann, Trier

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