Mehr als nackte Haut

Zum Artikel "Nur schöne Frauen reichen nicht" (TV vom 18. September):

Trotz aller Raumnot findet das Team des Landesmuseums noch Platz und Flächen, um zwischen Kunstschätzen und Fundstücken vom klassischen Altertum bis zur Neuzeit die Foto-Ausstellung "Bilder machen Leute" zu präsentieren. Und erntet dafür im TV die "Bewertung", man hätte damit nur "einen Klimmzug zum Zwecke der Besucherzahlenaufbesserung" vollbracht.

Das ist recht kurz gedacht und verkennt, dass Fotografie auch Kunst ist. Diese Kritik weckt weder Interesse noch provoziert sie Ablehnung. Sie weckt noch nicht einmal Neugier - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Allein die Spannweite der Bilder von den ersten Anfängen der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts - in einem kleinen Glastresor ist eine Original-Daguerreotypie ausgestellt, wann und wo bekommt man so etwas schon zu sehen! - wäre eine anerkennende Zeile wert gewesen.

Fotograf Yaph setzt mit seiner Serie "Schöne Frauen" einen unübersehbaren Akzent. Diese Frauen sind schön. Sie sind hervorragend fotografiert, strahlen überzeugend Freude am Tun, strahlen Lebensfreude aus. Ob jüngerer oder älterer Körper ist völlig bedeutungslos angesichts des Selbstbewusstseins, mit dem diese Frauen sich vor die Kamera stellten und damit sichtbar machen, dass sie sich akzeptieren - so, wie sie sind. Der Versuch, Schönheit zu definieren, wird, wie alle Versuche vorher, erneut ergebnislos bleiben.

Aber das übersieht natürlich, wer nur nackte Haut sieht. Und bleibt oberflächlich an der Art, wie diese Bilder gehängt sind, hängen. Allein die mit dem Riesenformat verbundene handwerkliche Arbeit und Leistung hätte ein anerkennendes Wort verdient. Hiermit sei es nachgeholt. Herr Yaph: Sie haben mit dieser Serie - und nicht nur mit dieser - großartige Bilder in die Ausstellung gebracht.

Richard Hünecke, Trier

ausstellung

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort