Nichts gelernt

Zum Kommentar "Protest zwecklos" (TV vom 8./9. November):

Ja, Herr Seydewitz, wir (Familienbetrieb mit zwei Azubis) und die Berufskollegen mit ihren Familien vergessen diese zehn Tage nicht so schnell, denn wir hatten keine Streikkasse und mussten unsere Arbeit weiter verrichten. Doch wir taten es aus Überzeugung und Hoffnung, dass die Molkereien und Interessenvertreter den Weg mit uns Milchbauern an die uns regelnden EU- und bundespolitischen Entscheidungsträger gehen, damit es nicht zu dem vorhergesagten Turbo-Strukturwandel (Höfesterben) kommt, denn diese Gremien legen die Regeln und die Mengen fest, die wir Milchbauern abliefern dürfen. Zur Zeit ist der Markt gesättigt, und diese Gremien stocken die Lieferrechte um 2,5 Prozent auf anstatt ab!

Die Milchindustrie (Molkereien) und der Bauernverband haben nach den Schwüren auf dem Milchgipfel mit allen Mitteln gekämpft, dass der Agrar-Ausschuss und der Bundesrat gegen den Vorschlag des Bundeslandwirtschafts-Ministeriums und des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM) entscheiden, die eine Marktentlastung vorgeschlagen hatten. Milchindustrie, Bauernverband und die Politik stehen in Verantwortung für das, was nun geschieht.

Man verlangt uns rechtschaffenden Leuten schon viel ab. Wir sollen mit offenen Augen und klarem Verstand ins offene Messer laufen. Von der Finanzkrise hätte man doch lernen können! Dort hat auch die Politik auf Drängen von Lobbyisten den Weg freigemacht für die Heuschrecken, die sich nun selbst nicht mehr grün sind.

Der Leidtragende ist der Bürger. Im Bereich der Landwirtschaft wird es nun auch nicht mehr lange dauern, bis Fachpolitiker und Bauernverbandsideologen nach mehr Steuergeldern schreien, weil der Milchmarkt zusammengebrochen ist.

Heinz Lentz, Steffeln

milchwirtschaft

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