Nikolausabend vor vielen Jahren

Als Kind erinnere ich mich an manchen Nikolausabend. Wir Kinder waren davon überzeugt, dass nur fromme Kinder Geschenke erwarten dürfen.

Ich erinnere mich, wie wir an dem Vortag des Nikolausabends mit einigen Nachbarskindern eine Reihe Vaterunser und Gegrüßet-seist-du,-Maria beteten, in der Hoffnung, doch nun schöne Geschenke vom Nikolaus zu erhalten.
Wie war ich aufgeregt an dem Abend, als dann endlich es so weit war. Meine Geschwister und ich saßen in der Stube um den Tisch herum; das heißt, meine beiden älteren Geschwister, Schwester und Bruder waren "aus dem Alter heraus", sie hielten sich irgendwo draußen auf - aber meine beiden jüngeren Schwestern und ich warteten voller Spannung, als dann schließlich es klingelt. Die Türe geht auf und ein großer Bischof kommt durch die Türe herein - welch ein Wunder! Aber im Hausgang lässt sich eine schwarze Gestalt mit einem Sack über der Schulter gerade nur blicken, die mit Ketten rasselt, was einem Schaudern bereitet. Wehe, wenn man von dieser Gestalt in seinen Sack gesteckt würde!
Ob wir uns immer "geschickt" haben, fragt der Bischof? Ein Kind hatte sich zu schicken. Es musste gehorsam zu den Eltern sein und natürlich und vor allem zum Pastor und Lehrer. Nach unserem ängstlichen Ja, schüttet der hl. Nikolaus eine Tüte mit wunderbaren Sachen auf den Tisch aus: Nüsse, Äpfel, Birnen und Plätzchen rollen auf den Tisch. Krampfhaft halte ich die Arme um den Tischrand, damit nichts herunterfallen kann. Es ist die Zeit während des Krieges. Großartige Geschenke sind rar; außer dem eben Genannten gibt es schon mal irgendein kleines Spielzeug, das einer der einquartierten Soldaten für mich gebastelt hat. Trotz allem freut man sich: Es sind ja Geschenke vom heiligen Nikolaus.

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