Theater

Zum Artikel "Ein General zu viel" und zum Kommentar "Bitter, aber konsequent" (TV vom 24. Juni):

Was haben wir jetzt: Einen neuen Besen, der gut kehrt und tüchtig altes Porzellan zerschlägt? Herr Sibelius tut sich bisher in Trier - außer mit seinem primadonnenhaften Benehmen und seiner öffentlich zur Schau gestellten sexuellen Ausrichtung und anderen Privatheiten, die keinen interessieren - nur mit Zerschlagen hervor. Was aber verbindet ihn mit Trier, was wird ihn hier halten, wenn alles den Bach runtergegangen ist? Mir scheint es eher nach Biedermann und den Brandstiftern auszusehen: Wie in Frischs Geschichte reicht Kulturdezernent Thomas Egger ihm das Streichholz, mit dem er das Theater anzünden darf. Was übrig bleibt, ist ein Bespiel-Theater ohne eigenes Ensemble. Das nenne ich, am Willen des Stadtrats und der Trierer Bürger vorbei, das Theater "kalt" saniert. Franz Josef Fries, Trier Die Einschätzung von Katharina Hammermann, es ginge um Strukturen, nicht um Personen, ist, denke ich, etwas zu gutgläubig. Wenn es um Führungspositionen geht, dann geht es immer zuerst und oft ausschließlich um Personen. Die Strukturen werden dann, wenn nötig, den Wünschen der Protagonisten angepasst. So ist das in Unternehmen, ich erlebe das seit über 20 Jahren im Berufsleben, aber auch in der Politik, wenn Einflussbereiche von Ministerien oder Dezernaten festgelegt werden, und so scheint das eben auch in diesem Fall zu sein. Schließlich haben Kunstschaffende mit Führungsanspruch ja bestimmt kein kleineres Ego als Manager. Die Entscheidung ist daher nicht konsequent, sondern einfach bequem. Man kann dem Powerplay des Drohbriefe schreibenden zukünftigen Intendanten entspannt nachgeben, man wird den Generalmusikdirektor (GMD), an dem der Kulturdezernent ja nicht zu hängen scheint (ein Wechsel nach acht Jahren ist nicht unüblich ... es könnte spannend sein, einen neuen Chefdirigenten zu haben), einfach los und spart vielleicht am Ende noch etwas Geld. Ich teile durchaus die Meinung, dass Victor Puhl in den vergangenen Jahren tolle Arbeit geleistet hat. Daher ist es nicht nur bitter, sondern schlichtweg schwach, dass die Entscheidungsträger weder die Courage noch das Durchsetzungsvermögen haben, dem Trierer Publikum diesen GMD und seine hervorragende Arbeit ein wenig länger zu erhalten. Also nicht "bitter, aber konsequent", sondern "schwach, aber bequem". Tankred Rautert, Trier

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