Theater

Zur Berichterstattung über die Aufführung der Mozart-Oper "Clemenza di Tito" in Trier:

Als ausübender Künstler ist man gut beraten, sich zu Kritiken nicht (öffentlich) zu äußern. Ich möchte heute zum ersten Mal, seit ich vor zwanzig Jahren am Theater Trier meine Sängerlaufbahn begann, eine Ausnahme machen. Am 3. Juli habe ich dort mit dem "Titus" einen Theaterabend erlebt, der mich (und wenn man dem begeisterten Applaus trauen darf, auch den Rest des Publikums) erfüllt hat. Die Inszenierung von Nina Kühner muss den Vergleich mit den Interpretationen großer Häuser nicht scheuen. Ich ziehe den Hut vor einem kleinen Ensemble auf und hinter der Bühne sowie im Graben, das im Dauereinsatz durch verschiedenste Stile, Kunstformen und Epochen am Ende einer Saison (beziehungsweise am Ende des eigenen Engagements) Gesamt- und Einzelleistungen hervorbringt, für die andernorts erklärte Spezialisten gefeiert würden. Auch Ihr Blatt sollte das Trie rer Theater so schätzen und fördern, wie es das Publikum tut. Als Quasi-Monopolist haben Sie meiner Überzeugung nach die Pflicht, mehr Sorgfalt bei der redaktionellen Betreuung und/oder der Auswahl Ihrer Rezensenten walten zu lassen. Der Abend ist alles andere als eine plakative Demonstration von Sportlichkeit und platter sexueller Ausschweifung, wie Ihre Kritikerin es darstellte. Meine Lebenserfahrung lehrt mich, dass sich ein begeistertes Publikum meist nicht irrt und bevormunden lässt, wobei sich zugleich ein Theater durch nichts schneller beschädigen lässt als durch die Berichterstattung. Florian Simson, Düsseldorf

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