Theater

Zu den Leserbriefen "Irres Lachen, sexuelle Obsessionen" (TV vom 26./27. September):

Dass Theater stets nur Konsens produziert, ist eine irrige Ansicht. Täte es das, wär's ein schlechtes - und ein langweiliges. Nun, in dem Verdacht stehen die jüngsten Inszenierungen in der Moselmetropole kaum. Doch diese in Wortgift gegossene Rundumschelte eines frustrierten Trierer Publikums betrübt ein wenig. Und beschämt. Man muss unwillkürlich an Voltaire denken, der einst sinngemäß formulierte "Ich hasse, was Sie sagen, würde aber dafür kämpfen, dass Sie es sagen dürfen". Soll heißen: Geteilte Meinungen sind angesichts des in Trier dargebotenen Schwelgens in Schrillem durchaus legitim, ja gar als den intellektuellen Diskurs befruchtend zu begrüßen. Doch wegen dieses harmlosen Bühnenzaubers nebst ein bisschen Nuditäten-Tamtam gleich aufgebracht nach dem Vertragsende des Intendanten zu schielen, verstört denn doch etwas. Und wirkt irgendwie armselig. Der Verdacht könnte einen beschleichen, das schrillbunte Spektakel auf Triers Brettern wurzele in einem kleinen Test moselländischer Toleranz. Das Ergebnis darf vergleichsweise eindeutig genannt werden. Mancher mag sich mitunter fragen, wieso ein Theater wie Trier in medialen Kulturforen - euphemistisch gesprochen - eher selten vorkommt. In einer Diskussion über die Frage würden gewiss Worte wie "wichtig", "innovativ" oder "impulsgebend" fallen. Natürlich kann man auch gleich darüber diskutieren, ob "Provinzialität" überhaupt negativ ist. Mich hat die zur Schau gestellte Aversion dieses maßlos enttäuschten Publikums indessen befremdet. Daher sei hier explizit eine Lanze gebrochen für Theatermacher, deren kreativen Taten man angesichts der beklemmenden Enge eines bestürzend provinziellen Kunst- und Kulturverständnisses nur Mut attestieren kann. Man möchte ihnen zurufen: Weitermachen! Und den Trie rern: A bisserl tolerant und net so verbissen! Peter Limburg, Ralingen-Kersch

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