Trauriger Monetenzirkus

Kriminalität

Zur Berichterstattung über den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund:
Es war ruhig geworden um das Attentat, doch seit der mutmaßliche Täter gefasst ist und sein Tatplan ans Licht kam, schlagen die Wellen wieder hoch. Aktien-Derivate auf den Kurseinbruch der BVB-Aktie hätten dem Täter angeblich Millionen Euro einbringen können, wäre sein Plan aufgegangen.
Natürlich bedarf es einer unmenschlichen Neigung, sich solch einen Plan auszudenken. Mir stellt sich allerdings die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass man auf diese Weise Geld verdienen kann. An der Börse wird auf alles spekuliert, Trinkwasser, Lebensmittel, warum auch nicht auf Überlebenschancen eines Sprengstoffanschlags? Geht's noch?
Im Übrigen haben derartige Derivate schon bei den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 üblen Geschäftemachern Millionengewinne erbracht. Anstatt solche Geschäfte gänzlich zu unterbinden, wurden lediglich die Kontrollmechanismen verstärkt, was auch im Fall des BVB-Anschlags zu einem zügigen Ermittlungserfolg führte.
Aber wäre es nicht besser gewesen, der Anschlag hätte gar nicht erst stattgefunden? Die Profitgier wiegt anscheinend schwerer. Beim Anschlag auf den BVB-Bus wurde übrigens nicht nur ein Spieler verletzt, sondern auch ein Motorradpolizist, der leider keine Berücksichtigung in den Medien fand. Ein Polizist, der in seinem ganzen Leben gerade mal so viel Gehalt erhält wie ein Bundesliga-Profi in zwei Jahren.
In der Verarbeitung dieses Anschlags hat man sehr gut die Profitorientierung der Beteiligten erkennen können. Die Uefa schickt die Spieler einen Tag später wieder auf den Platz, der BVB verliert. Spieler und Trainer beschweren sich zwar mittels der Presse ("man fühlt sich wie Vieh"), jedoch hat keiner den Mut, ernsthaft etwas zu unternehmen. Vier Tage später gewinnt der BVB sein Bundesligaspiel, und Trainer Tuchel verliert kein einziges Wort über den Anschlag. Dann verliert der BVB das Rückspiel gegen Monaco, und schwupp ist wieder vom Anschlagstrauma die Rede.
Die ganze Geschichte ist zum Glück relativ glimpflich abgelaufen. Aber wer in diesem Monetenzirkus mittanzen möchte, muss das Bein heben, wenn die Musik spielt, oder man bringt den Mumm auf und stellt sich dagegen, mit allen Konsequenzen. Das wäre eine ehrliche Botschaft gewesen, die auch verstanden worden wäre!
Bernhard Burkel
Landscheid

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