Weltsensation oder Kaiserschmarrn

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Karl-Heinz Hoffmann aus Strohn in der Eifel schreibt zum Thema "Konstantin-Ausstellung": Wie soll ich den Rummel um einen steinernen Fuß verstehen? Will man einen abergläubischen Kolonialherren verehren, der Frau, Sohn und Neffen umbringen ließ? Kann man einen solchen Menschen zum Trierer Lokal-Heiligen hochstilisieren? Soll man den raffinierten Machtpolitiker dafür bewundern, dass er die Christen-Bewegung missbraucht hat? Wieso melden sich erst jetzt kritische Stimmen, die ganz behutsam diesem unsympathischen Zeitgenossen die "menschliche Größe" absprechen? Wollte man die religiöse PR-Aktion nicht stören, oder akzeptiert man heute Geschichtsklitterer? Sehnen sich denn die Trierer nach einem ausländischen Kaiser?

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

vielen Dank für Ihre Zeilen. Die große Konstantin-Schau in drei Trierer Museen, wunderbar ergänzt um das provokante Alternativ-Panoptikum in der Tuchfabrik, gibt Antwort auf Ihre Fragen.

Nichts liegt den Ausstellungsmachern ferner als eine PR-Aktion oder gar die Verherrlichung eines Lokal-Heiligen. Das wäre ja auch, mit Verlaub, Kaiserschmarrn. Es geht vielmehr um eine historisch-kritische Bestandsaufnahme. Und, wie immer beim Blick in die Geschichte, um die klassischen Fragen: Woher kommen wir, was sind wir, wohin gehen wir?

Konstantin - der erste römische Kaiser, der sich taufen ließ. Konstantin - der von 306 bis 316 in Trier regierte, bevor er die Hauptstadt seines Reiches nach Osten verlegte und Konstantinopel nannte. Konstantin - auf dessen angebliche Schenkung die Päpste im Mittelalter ihren weltlichen Machtanspruch gründeten. Konstantin - der blutrünstige Feldherr, der eiskalte Machtpolitiker, der skrupellose Killer.

All dies wird in den Trierer Museen hinterfragt und eingeordnet, ohne Pathos, ohne Verklärung, ohne Jubel - mit rund 1400 grandiosen Leihgaben aus 160 Museen wie dem Louvre, dem British Museum und den Vatikanischen Museen.

Die Konstantin-Schau spielt international in der ersten Liga. Dass eine solche Ausstellung in Trier zustande kommt, ist nicht selbstverständlich - und gibt in der Tat Anlass zur Freude. Angesichts der einmaligen Exponate schwärmte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die man gemeinhin nicht verdächtigt, sie neige zur Übertreibung, gar von einer "Weltsensation". Ob das zutrifft, mag jeder Konstantin-Besucher für sich entscheiden.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

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