Zur Schau getragene Doppelmoral

Es ist kaum zu glauben, dass zwei so wichtige Vertreter des heimischen Handwerks sich in dieser Weise zu den jüngsten Eskapaden des Bundestagsabgeordneten Peter Rauen äußern. Beim Lesen der beiden Leserbriefe bekommt man den Eindruck, als handele es sich geradezu um Majestätsbeleidigung, wenn man das Verhalten von Peter Rauen als Verkehrsteilnehmer kritisiert.

Ich frage die Herren Kocks und Jänschke: Sind Abgeordnete Menschen von einem anderen Stern, die sich nicht an die Spielregeln unseres Rechtsstaates halten müssen? Gelten für Peter Rauen nicht die gleichen Gesetze und Wertmaßstäbe, wie sie an jeden anderen Bürger angelegt werden. Herr Rauen hat wiederholt durch überhöhte Geschwindigkeit gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. Hierfür gibt es eindeutige Sanktionen. Insoweit stimme ich den Schreibern zu, wenn sie meinen, dass dies nicht unbedingt in der Zeitung stehen müsste. Schlimm wird es aber, wenn ein Vertreter einer Partei, die einst auszog, Werte, Moral und Tugenden wiederzubeleben, dieselben mit Füßen tritt. Schlimmer als das Fehlverhalten des Herrn Rauen im Straßenverkehr ist die Tatsache, dass er seine Schwächen auf den Rücken seines Sohnes abwälzen will. Was für ein Vorbild als Vater und politischer Mensch! Es erschreckt mich zutiefst, dass sowohl der Geschäftsführer der Handwerkskammer als auch der Ehrenpräsident für diese unmoralische und egoistische Haltung eines Volksvertreters in die Bresche springen. Wie wollen sie das ihren Mitgliedern erklären, in deren Betrieben Jahr für Jahr viele junge Menschen ausgebildet werden und gleichzeitig auch deren Wertevorstellungen und Grundsätze geprägt werden sollen? Durch Haltungen wie die des Abgeordneten Rauen und ihre Zustimmung dazu entsteht aber gerade bei jungen Menschen genau das Gegenteil von dem, was wir alle wollen. Sie wenden sich enttäuscht ab. Mit ihrer veröffentlichten Meinung haben Herr Kocks und Herr Jänschke den vielen Ausbildern und vor allem den jungen Menschen einen Bärendienst erwiesen. Dies ist bedauerlich und macht mich sehr betroffen. Ich hätte nicht geglaubt, dass diese zur Schau getragene Doppelmoral eines Abgeordneten solch prominente Fürsprecher findet. Michael Wagner, Fraktionssprecher Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat Wittlich

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort