Zusammenarbeiten und retten, was zu retten ist

Zum Protest der Milchbauern:

Landwirtschaft, wo geht die Reise hin? Die Lage wird immer hoffnungsloser, der Unmut, ja der Zorn innerhalb des Berufsstandes wächst täglich, es geht knallhart um die Existenz. Wie viele Arbeitsplätze innerhalb der Landwirtschaft und in den eng verbundenen Wirtschaftszweigen unverantwortlich vernichtet werden, ist unübersehbar. Jedenfalls werden es Hunderttausende sein. Der Preisverfall bei Milch bis unter 20 Cent pro Liter hat die Betriebe vor unlösbare Probleme gestellt. Als Folge ist auch der Preisverfall der Nutz- und Fleischviehmärkte eingetreten. Um die Auswirkungen verständlich zu machen, dazu ein Beispiel: Eine Kuh, die an einem Tag 30 Liter Milch gibt, verursacht zehn Euro Kosten für Futter, bauliche und technische Anlagen, Energie, Tierarzt, Aufzucht und Arbeitsaufwand. Bei einem Milchpreis von 20 Cent kann wohl ein jeder die Rechnung selbst zu Ende führen. Ist der Untergang der bäuerlichen Familien-Landwirtschaft politisch gewollt?

Um den politischen Ungereimtheiten entgegenzuwirken, wäre es jetzt höchste Zeit, dass der Deutsche Bauernverband (DBV) seine konservative Haltung grundsätzlich überdenkt und sich mit dem Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) verbündet, der mit seinem beispielhaften Einsatz doch schon einiges bewegt hat, um zu retten, was zu retten ist. Die Landwirte fühlen sich im Stich gelassen. Sollte es nicht möglich sein, vernünftige Rahmenbedingungen zum Erhalt der bäuerlichen Familien-Landwirtschaft zu finden, dann wird es ein böses Erwachen für einen großen Teil der deutschen Wirtschaft geben, denn die Landwirte geben jährlich viele Milliarden Euro für Investitionen und Betriebsmittel aus. Damit unterstützen sie die Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Betrieben.

Diese Argumente sollten ausreichen, um zu verhindern, dass am Ende die Nahrungsmittelkonzerne und die Ölmultis alles in ihren Krallen haben, vom Feld bis auf die Verkaufstheke. Diese sind stark genug, um ihre Agrarfabriken da aufzubauen, wo es auf der Welt am einfachsten geht, nämlich da, wo es landwirtschaftliche Flächen und Arbeitskräfte fast zum Nulltarif gibt und Umweltauflagen und Kontrollen Fremdwörter sind. Diese werden ihre Monopolstellung dann finanziell auszuschöpfen wissen, so wie es bei Öl und Strom schon der Fall ist.

Erwin Schmidt, Oberweis

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