Spielchen und Spielzeuge

Tag für Tag verschicken die Landtagsfraktionen von SPD, CDU und Grünen etliche Pressemitteilungen. Erst recht in Wahlkampfzeiten wie diesen. Das Meiste landet nach Durchsicht im Papierkorb. Prädikat: nutzlos. Wenn aber CDU-Chefin Julia Klöckner hellseherische Fähigkeiten andeutet, lässt das aufhorchen.

Diese Woche kommt da so ein Schreiben von ihr, in dem es heißt, die Grünen hätten endlich erkannt, wie unsinnig ein Nationalpark für Rheinland-Pfalz sei. Das habe Umweltministerin Ulrike Höfken ihrer eigenen Fraktion mitgeteilt. Nanu, rückt die Ökopartei etwa von einem ihrer wichtigsten Vorhaben ab?
Der Volksfreund fragt nach und erfährt: alles Quatsch. Frau Klöckner habe sich in einer abenteuerlichen Spekulation verrannt, spottet Grünen-Pressesprecher Mario Thurnes. Kurz darauf klingelt das Telefon: Steffi Lotz ist dran, Sprecherin des Umweltministeriums. Also, das entbehre wirklich jeder Grundlage, was die CDU da von sich gegeben habe, sagt sie.

Weil der Volksfreund nun aber gebohrt hat, entschließen sich die Grünen wenig später zu einer umfangreichen Mitteilung. Fraktionschef Daniel Köbler und Anna Neuhof loben das Projekt Nationalpark in den höchsten Tönen und verweisen vermeintliche Zweifel daran ins Reich der Fabel.

In der schönen Eifel freut sich derweil jemand über diese Spielchen. Schließlich hat Michael Billen, forstpolitischer Sprecher der CDU, hier ein neues Betätigungsfeld entdeckt. Er ist nicht nur ein erklärter Gegner des Nationalparks, sondern Ministerin Höfken ist auch seit Jahren seine Lieblingsgegnerin. Persönlich schätzen sich die Grüne und der Schwarze durchaus, aber politisch sind sie so weit voneinander entfernt wie die Erde vom Mond. Und Billen ist offenbar wild entschlossen, Höfken ihr schönstes Spielzeug wegzunehmen.

Während der eine fleißig Widerstand organisiert, hält die andere scheinbar unbeirrt an ihren Plänen fest. Am 26. September will Ulrike Höfken das Landeskonzept präsentieren. Man muss kein Hellseher sein, um anschließende Pressemitteilungen von SPD, CDU und Grünen zu prophezeien. Aber darüber, wer das Kämpfchen gewinnt, wollen wir lieber nicht spekulieren.

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