Sportlimousine ohne Heimvorteil

München · Ein Hybridantrieb zieht nun auch in die 3er Limousine von BMW ein. Gedacht ist der Active Hybrid 3 mit Benzin- und Elektromotor vor allem für China und die USA. Bei uns spricht nur wenig für ihn.

 Am 22. September bringt BMW den 3er Hybrid mit Benzin- plus Elektromotor in den Handel. Foto: BMW

Am 22. September bringt BMW den 3er Hybrid mit Benzin- plus Elektromotor in den Handel. Foto: BMW

München. BMW rüstet bereits die 5er-, 6er- und 7er-Modelle mit Hybridantrieb aus. Wegen der hohen Preise und der nur geringen Verbrauchsvorteile ist das Interesse des Publikums bisher eher bescheiden. Der in München gebaute neue Active Hybrid 3 soll die Absatzzahlen nach oben bringen. Für 52 300 Euro ermöglicht er den Einstieg in die Welt der BMW-Modelle mit Verbrennungs- plus Elektromotor.
Für die Technik stand der 5er Pate. Der 3,0-Liter-Sechszylindermotor leistet 306 PS/225 kW. Die Elektromaschine, pfiffig anstelle des Drehmomentwandlers im Gehäuse der serienmäßigen Achtstufen-Automatik untergebracht, bringt zusätzliche 55 PS/ 40 kW. Addieren lässt sich beides nicht. Der Elektromotor zieht vor allem bei niedrigen Drehzahlen (mit maximal 210 Nm), der Benziner macht Dampf bei hohen. Zusammen ergeben sich 340 PS/ 250 kW und 450 Newtonmeter.
Diese Werte sind mit die höchsten für eine Limousine, zumindest wenn keine M-, RS- oder AMG-Versionen im Spiel sind. Der Hybrid-3er erweist sich als wahrer Elektrokraftwagen, der beim Drauftreten fast alles hinter sich lässt. Der Wert von 5,3 Sekunden für den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 gibt das gewaltige Beschleunigungsvermögen nur unvollkommen wieder. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit (abgeregelten) 250 km/h angegeben. Dampf wie im Sportwagen ist freilich nur eine Seite des 3er Active Hybrid.
Die andere ist leises Anfahren und Rollen ohne Verbrennungsmotor, ohne Benzinverbrauch und ohne Emissionen. Das geht bis zu vier Kilometer weit und bis Tempo 75. Bringt man den Fahrerlebnisschalter in die Eco-pro-Position, ist Rollen ohne Benzinmotor bis Tempo 160 möglich. Auf Landstraße und Autobahn, wenn der Wagen gleichmäßig läuft oder es leicht bergab geht, stehen Drehzahlmesser und Verbrauchsanzeige tatsächlich öfter auf null. Bei Stop-and-go-Verkehr arbeitet fast nur der Elek tromotor. Sein Zusammenspiel mit dem Verbrennungsmotor sowie der Ladezustand der Batterie werden dem Fahrer im Cockpit angezeigt.
Das Ergebnis ist ein Normverbrauch von nur 5,9 Litern Super. Realistisch auf der Landstraße sind sieben bis acht Liter. Beim Gaswegnehmen und beim Bremsen wird die Batterie wie bei allen Hybrid-Modellen wieder geladen. "Sechszylinder-Fahrleistung zum Vierzylinder-Verbrauch", sagen die Entwickler.
Für den Active Hybrid 3 steht fast die gesamte Palette an sportlicher Sonderausstattung zur Verfügung, bis hin zu Tieferlegung, 19-Zoll-Rädern und variabler Sportlenkung. Die Limousine selbst unterscheidet sich bis auf die geänderte Instrumentierung und den etwas kleineren Kofferraum wenig von den herkömmlich motorisierten Versionen. Sie wird in einer Basisversion angeboten und in drei Ausstattungs linien mit jeweils eigenen Farben und eigenem Charakter.
Der 335i mit gleichem Sechs zylindermotor, gleicher feiner Achtstufen-Automatik und fast gleichen Fahrleistungen kostet fast 7000 Euro weniger. Der Hy brid spart vor allem in der Stadt: 5,3 gegenüber 10,2 Litern beim 335i. Auf Landstraße und Autobahn gleichen sich die Zahlen an. Nach der Norm beträgt der Unterschied dann im Schnitt noch 1,3 Liter. Selbst wer zwei Liter und drei Euro Ersparnis für 100 Kilometer rechnet, braucht mehr als 200 000 Kilometer, um den Aufpreis für den Hybrid wieder reinzufahren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort