Wie ein kaputtes Rad zum Job führen kann

Trier · In der TV-Serie Ausbildung im Fokus wird heute der Beruf des Zweiradmechanikers vorgestellt. In der Region Trier gibt es insgesamt fünf Ausbildungsbetriebe, die sich auf den Bereich Fahrradtechnik spezialisiert haben.

 Christian Aschinger freut sich, dass er eine Ausbildungsstelle als Zweiradmechaniker gefunden hat. Foto: hwk

Christian Aschinger freut sich, dass er eine Ausbildungsstelle als Zweiradmechaniker gefunden hat. Foto: hwk

Trier. Als Christian Aschinger die Realschule in Trier-Ehrang abschloss, wusste er noch nicht, in welchem Beruf er sich ausbilden lassen wollte. Seine Vorstellungen waren zunächst nur vage: vielleicht eine Lehre im IT-Bereich. Oder im Handwerk - wie sein Vater, ein gelernter Elektriker. Um seinen Berufswunsch herauszufinden, meldete sich der junge Mann aus Aach bei der Agentur für Arbeit. Deren Mitarbeiter rieten ihm aufgrund der Ausbildungsplatzsituation von einer Lehre im IT-Bereich ab. Also bewarb er sich für Lehrstellen in anderen Berufen.
Ausbildung im Fokus


Die gut zehn Kilometer von Aach bis zur Agentur für Arbeit Trier legte der damals 17-Jährige mit dem Rad zurück. "Als das Fahrrad davon fast auseinanderfiel, habe ich mir aus drei alten ein neues gebastelt. So kam ich auf die Idee, mich für eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker zu bewerben." Seiner ehemaligen Schulleiterin Marita Wenz, zu der er immer einen guten Draht hatte, erzählte er davon. Sie nahm Kontakt zur Handwerkskammer Trier (HWK) auf. Wenig später meldete sich Petra Kollmann, Schulbeauftragte der Kammer, bei Christian. Mit ihrer Unterstützung bewarb er sich im Rahmen des Jobstarter-Projekts nun gezielt bei Betrieben, die Zweiradmechaniker ausbilden. Mit diesem Ausbildungsstrukturprogramm will das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Ausbildungsplatzsituation von Jugendlichen verbessern.
Hartnäckiger Bewerber



Unter den Firmen, die Christian anschrieb, war auch die Trier er Firma Velopoint. Da der Betrieb mit Laden und Werkstatt gerade im Umzug steckte und bereits zwei Lehrlinge hatte, blieb das Interesse zunächst aus. Doch der Fahrrad-Fan blieb konsequent und brachte seine Bewerbung gleich drei Mal persönlich vorbei. Schließlich wurde seine Hartnäckigkeit belohnt. Der Betrieb ließ ihn zunächst auf Probe arbeiten. Nach einem Praktikum bekam er den Ausbildungsvertrag zum Zweiradmechaniker in der Fachrichtung Fahrradtechnik.
In diesen Tagen hat Christian die dreieinhalbjährige Lehre abgeschlossen und alle Prüfungen im Zweiradmechanikerhandwerk mit herausragendem Ergebnis gemeistert. Sein Arbeitgeber freut sich mit ihm und will Christian nun auch als Gesellen weiterbeschäftigen. "Der Beruf macht so viel Spaß, ich möchte nichts anderes mehr machen", sagt der mittlerweile 21-Jährige. "Die Tätigkeit ist abwechslungsreich und innovativ. Ich lerne nicht nur im mechanischen Bereich viel dazu, sondern auch im kaufmännischen. Und weil mich das Radfahren auch privat begeistert, fällt mir das Lernen leicht." Auch wenn er nach einem anstrengenden Arbeitstag von Fahrrädern manchmal genug hat, war er ehrgeizig genug, sich in der Freizeit ein komplett neues Mountainbike zusammenzubauen. "Ich wollte kein Rad von der Stange. Auch meiner Freundin habe ich schon ein Fahrrad zusammengestellt, hauptsächlich mit Teilen aus meinem eigenen Bestand. Mit den Jahren hat sich einiges angesammelt, das ist jetzt mein Ersatzteillager." Zum Abschluss seiner Lehre ehrte die Handwerkskammer Christian Aschinger nun als "Lehrling des Monats".
Ehrung von der Kammer


Die Auszeichnung erhielt er nicht nur wegen seiner ausgezeichneten Prüfungsleistungen. Auch seine Persönlichkeit trug dazu bei. So wird er dem Ausbildungsbetrieb zufolge von dessen Mitarbeitern und Kunden sehr geschätzt. Durch seine ruhige und freundliche Art komme Christian bei den Kunden gut an. "Er ist in allen Bereichen kompetent einsetzbar, ein echter Glücksgriff für den Betrieb", heißt es bei Velopoint. Da Christian sein Hobby zum Beruf gemacht hat, bleibt ihm noch Zeit für ein anderes Steckenpferd. Freunde haben ihn an Paintball herangeführt. Mittlerweile spielt er beim Landesligisten PSV Bitburg. Dabei machen sich auch seine mechanischen Kenntnisse ab und zu bezahlt. Der Markierer, mit dem die Paintballer ihre Farbkugeln abfeuern, muss regelmäßig gewartet werden. Im Gegensatz zu manch anderen Paintballern kann Christian das selbst erledigen. red
Extra

Aufgaben und Tätigkeiten: Zweiradmechaniker mit dem Schwerpunkt Fahrradtechnik halten nichtmotorisierte Zwei- oder Mehrradfahrzeuge wie zum Beispiel Mountainbikes, Rennräder, Tourenräder, Liegeräder oder Lastenräder instand und bauen sie um. In Industriebetrieben stellen Zweiradmechaniker der Fachrichtung Fahrradtechnik auch Fahrräder her. Im Handwerk pflegen und warten sie sämtliche Bauteile und Komponenten dieser Fahrzeuge. Bei der Herstellung wenden sie manuelle, in der Industrie auch maschinelle Metallbearbeitungstechniken wie Fügen, Trennen und Umformen an. Darüber hinaus beraten sie Kunden, präsentieren Waren und verkaufen Produkte und Dienstleistungen. Ausbildungsvergütungen: Im ersten Lehrjahr verdienen sie 260,76 Euro, im zweiten Lehrjahr gibt es 276,10 Euro, im dritten Lehrjahr verdienen sie 319,56 Euro und im vierten 337,45 Euro. Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre. Im Kammerbezirk gibt es insgesamt fünf Ausbildungsbetriebe, jeweils einen in der Stadt Trier und den Landkreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich und zwei in der Vulkaneifel. Voraussetzungen: Formal ist kein Schulabschluss erforderlich, doch die meisten Betriebe erwarten von den Bewerbern einen ordentlichen Hauptschulabschluss, die Mittlere Reife oder Abitur. red (Quelle: www.berufenet.de)

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