Achtung Karneval! - Wichtiges Wissen für Nicht-Narren

Trier/Wittlich · Für die einen ist es die schönste Zeit im Jahr, für die anderen ein Sammelsurium an Riten und Bräuchen und Verhaltensweisen, die nur schwer zu verstehen sind: Die fünfte Jahreszeit. Für alle, die mit Karneval Schwierigkeiten haben, hier eine Zusammenfassung der wichtigsten und witzigsten Dinge, die man über Karneval wissen sollte.

Sich verkleiden, die Fastnacht verbrennen oder einem Elferrat bei der Arbeit zusehen, das sind Dinge, die man in der Fastnachtszeit gerne tut. Es gibt Menschen, die können damit nichts anfangen. Mit Blick auf den Landkreis Bernkastel-Wittlich klärt der TV sie auf.

Elferrat: Die meisten Elferäte bestehen aus elf Männern. Aber das muss nicht sein, denn die Elf kommt nicht von der Zahl, sondern rührt aus der französischen Revolution. E L F lässt sich aus den Anfangsbuchstaben der Losung "Liberté, Egalité, Fraternité" bilden: E steht für Egalité (Gleichheit), L für Liberté (Freiheit), F für Fraternité (Brüderlichkeit). Deshalb ist es egal, wie viele Mitglieder der Rat hat, man muss sich nur der Losung verschreiben. In Monzelfeld sind es beispielsweise 20 Mitglieder, die abwechselnd im Rat sitzen. Die Elf taucht auch anderswo auf: etwa in Uhrzeiten.

Lieblichkeit: Die Fastnacht ohne Prinzen und Prinzessinnen ist kaum vorstellbar. Der Prinz herrscht während der Session über die Narrenschar. Die Prinzessin kam erst später dazu. In Altrich gibt es seit 22 Jahren ein Prinzenpaar.

Fastnacht: Das Wort kommt von "Vastavend" (Fastabend). Damit war ursprünglich die Nacht vor dem Beginn der Fastenzeit gemeint, die am Aschermittwoch beginnt. Die Jecken haben diese Nacht etwas ausgedehnt.

Tanzen ist an den Karnevalsveranstaltungen ein wichtiger Programmpunkt. Die Garden sind als ironisierende Darstellung des Militärs entstanden. Die Vereine haben Garden in verschiedenen Altersstufen und leisten damit Jugendarbeit. In Traben-Trarbach wird in drei Alterstufen getanzt, ab sieben Jahren und mit fast 40 Tänzerinnen und Tänzern.

Eigene Namen haben viele Fastnachtsvereine. Beispielsweise gibt es den KV Huckebein in Bernkastel-Kues. Der Name kommt von einer Bildergeschichte von Wilhelm Busch, die 1863 veröffentlich worden ist, und in der ein Rabe mit einem verletzten Bein viel Unfug gemacht hat. Das hat sich der Verein, der 1879 gegründet wurde, als Name ausgesucht.

Jeck: Karneval liegt ihm im Blut, das Feiern, Schunkeln und Singen ist seine Welt. Einige Narren erfinden eine Karnevalsfigur, die sie in der Bütt jahrelang darstellen. Beispielsweise ist Ulli Müller seit 20 Jahren "Der Mann, den man für nichts brauchen kann" in der Sitzung von Burg/Salm.

Aschermittwoch tragen die Karnevalisten traditionell schwarz, da sie traurig sind, dass ihre Jahreszeit vorbei ist. Am Abend davor, wird in einigen Orten, wie beispielsweise in Dreis, die Fastnacht, die von einer Puppe symbolisiert wird, verbrannt. Der Prinz selbst muss sie anzünden.

Erbsensuppe: Darf an Weiberfastnacht nicht fehlen. In Wittlich schenken die Möhnen auf dem Markt sie aus, gekocht wird sie seit 1981 vom Malteser Hilfsdienst aus Dreis. Vermutlich kocht man Erbsensuppe, weil man sie gut vorkochen kann und sie sättigend ist. Viele Leute möggen sie, weil sie wärmt.

Hüte sind auch für Nichtverkleidungswillige eine Möglichkeit bei Fastnachtsveranstaltungen ein bisschen närrisch auszusehen. Der Elferrat trägt Narrenkappen, um seine Zugehörigkeit zur Gruppe zu zeigen.

Rituale gibt es sehr viele an Fastnacht, und die sind oft von Ort zu Ort unterschiedlich. Das Ausgraben der Fastnacht ist beispielsweise in Enkirch Brauch. Dort wird am 11.11. (ELF!) eine Flasche Schnaps ausgegraben, die am vorherigen Aschermittwoch eingebuddelt wurde. Dann wird ausgeschenkt und auf die neue Session angestoßen.

Schlachtruf: In unserer Region ruft man an Fastnacht Helau, aber einige Vereine haben auch eigene Schlachtrufe, beispielsweise rufen die Wittlicher Kreiau. Wo das genau herkommt ist nicht bekannt, es könnte von Krieau (Hühnerauge) kommen. Die Monzelfelder rufen: Welle Baie summ summ, das kommt von den wilden Bienen, da die Monzelfelder so schnell sind wie besagte Tiere. Man will sich damit von den anderen abheben und sich selbst humoristisch beschreiben.

Umzüge: Zu den größten Umzügen in der Region zählt der Dreiser mit rund 50 Zugnummern. Zehntausende sind dann auf den Straßen des Ortes und jubeln den Narren zu.

Eine ernste Sache ist der Karneval für einige Narren. Wer einen Karnevalisten und seine Vorliebe für die fünfte Jahreszeit nicht ernst nimmt, kann schnell in Diskussionen verwickelt werden, die der Feierlaune nicht zuträglich sind. Deshalb gilt: tolerant bleiben! Der nächste Aschermittwoch kommt bestimmt. Dann werden sie wieder normal.

Intellektuelle meiden oft die Fastnacht, weil sie glauben, dass die Festivität nur etwas für Proleten und Menschen ist, die sich gerne betrinken. Dem muss an dieser Stelle widersprochen werden. Karnevalskultur hat eine lange Tradition und viele kluge Köpfe. Im Wittlicher Karneval sind beispielsweise zwei promovierte Ärzte regelmäßig aktiv dabei. Und warum auch sonst müsste es in der Volksfreund-Redaktion einen extra Leitfaden für die Berichterstattung an Karneval geben, wie es ihn sonst nur bei Wahlen gibt?

Trink noch eine mit ist eines der bekannten Fastnachtslieder. Sie gehören dazu, jedes Jahr gibt es neue Hits, die sich zu Ohrwürmern entwickeln. In vielen Orten werden eigene Lieder gedichtet, meist über den Ort. In Kröv ist das auch Tradition. Eins heißt beispielsweise "Kröwa Mädja unn Junge".

Mehr zum Karneval in der Region:
volksfreund.de/karneval

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